Senioren ohne Alligatoren

Roland Pittner

Roland Pittner

Ein "Ausblick" in die Zukunft

von Roland Pittner

Südburgenland wird Florida

...Florida – Sonne, Meer und Strand, vielleicht noch ein paar Alligatoren. So stellt man sich den US-Bundesstaat vor. Der sonnige Staat im Süden, ist auch unter älteren Semestern mehr als begehrt – als Alterswohnsitz. Im Vergleich dazu das Südburgenland – sonnig, Weinberge und Thermen, vielleicht noch ein paar Moorochsen. Ob es der Weisheit letzter Schluss ist, die Senioren als Heilsbringer für das Südburgenland herbeizusehnen, sei dahin gestellt. Rollatorwerkstätten und Geriatriezentren bringen zwar Jobs, doch ob das für den Aufschwung einer ganzen Region reicht, ist ungewiss. Ein "Ausblick" in die Zukunft:

Im Wirtshaus gibt es das Schnitzel jetzt auch standardmäßig püriert. Die S7 ist nach 2055 fertiggestellt und verbindet nun den Bezirk Jennersdorf mit der A2, die Enkel aus dem Westen sind schneller hier auf Besuch und auch schneller wieder weg. Die Buslinie G1, die unter dem Spitznamen Geriatrie 1, die neuen Südburgenländer in die alte Heimat Wien bringt, hat neue Busse. Ebenerdiges Einsteigen und Abstellplätze für den Rollator sind jetzt im Preis inbegriffen.

Plakate in ganz Österreich werben für die Alterssitze im Südburgenland. Die jungen Leute mussten längst weg, ihre Häuser konnten sie gut an Senioren verkaufen. Denn Arbeitsplätze finden sie im Süden keine mehr. Abseits des Pflegebereichs gibt es noch einige Dienstleistungsjobs, aber neue Produktionsbetriebe siedeln sich nicht mehr an. Da bringt auch die S7 nichts. Zu groß der Protest der Bewohner, da es im Alter gefälligst ruhig sein soll und da die Pension monatlich überwiesen wird, braucht man keine Arbeitsplätze hier. Nur durch immer mehr ältere Zuzügler lebt das Südburgenland weiter, die Jungen sind im Norden oder Wien und sparen auf ihren Alterssitz im Süden.

Die Zukunft kann natürlich ganz anders aussehen.Der Süden verträgt Zuzug, egal ob ältere oder jüngere Personen, aus Wien oder Tirol. Doch Jung und Alt müssen zusammenarbeiten, damit was weitergeht, in Miami ebenso wie in Tschanigraben.

eMail: roland.pittner@kurier.at

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