Bitte nicht wecken!

Roland Pittner

Roland Pittner

Man weckt einfach kein schlafendes Baby

von Roland Pittner

Die Leiden der jungen Eltern

Junge Eltern müssen viel lernen, wie wir fast täglich merken. Eine dieser Eltern-Regeln: Wecke nie ein schlafendes Baby. Man deutet in Zeitlupe Zeichensprache durch den Raum, damit der Windhauch kein Geräusch macht. SMS werden auf der Couch hin und her geschrieben, nur kein Wort, damit die Tochter die Ohren spitzt und mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf hebt, die Augen aufreißt und entweder mit einem Lächeln oder einem bitterlichen Weinen die Eltern begrüßt. Natürlich ist das Lächeln wesentlich schöner, doch nach langer Zeit des Einhutschens, bis die Augen zugefallen sind, ist es immer ein herber Rückschlag, wenn die Augen zu früh wieder geöffnet werden. Vor allem in der Nacht. Man glaubt nicht, wie gut gelaunt ein fünf Monate altes Kind um elf Uhr in der Nacht sein kann, weniger erfreulich, wenn die Tochter um halb sieben in der Früh schon wieder zu Späßen aufgelegt ist.

Das Gehör unser Tochter scheint hypersensibel, kann oft das Aufdrehen des Wasserhahns schon der Auslöser für das Ende des Mittagsschlafs sein. Andererseits gibt es Tage, wo man glaubt, sie ist im Koma, denn der vorbeifahrende Lkw oder der bellende Hund wecken sie nicht.

Beim Spaziergang lauern überall Gefahren für unvorhersehbare Geräusche. Hupende Bekannte, die besonders freundlich sein wollen. Spaziergänger, die sofort ihren Kopf in den Kinderwagen stecken und schreien: "Schlafts?!" Schnell kann das friedliche Schläfchen des Babys in Geschrei umschlagen. Der Spaziergang ist beendet.

Solche Leute dürften diese Eltern-Regel vergessen oder noch nicht gelernt haben. Das Aufwachen ist immer ein Risiko, aber man muss es nicht herausfordern. Also wenn die Bekannten mit dem Kinderwagen unterwegs sind – nicht hupen. Beim Treffen auf der Straße vorher fragen , ob das Kind "schlaft" und dann erst anschauen.

Man weckt einfach kein schlafendes Baby, besser man genießt die Ruhe und den Anblick. Bis der Kopf hochschnellt und das Kind wieder nach Action verlangt.

eMail: roland.pittner@kurier.at

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