Tagebuch: Der treue Willibald

Wolfgang Winheim
Während viele Spieler vom Euro-Team 2008 noch im Kader stehen, hat sich in der Führungsetage einiges getan.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Fuchs, Garics, Ivanschitz, Harnik, Hoffer, Pogatetz und – sobald er wieder fit ist – Prödl! Die halbe EURO-Mannschaft von 2008 gehört auch unter dem neuen Teamchef Marcel Koller zum harten Kern des Nationalteams. Auffallend groß war hingegen seit der Heim-EM die Zahl der Abgänge in der Führungsetage des Fußballbundes.

Der Präsident ( Friedrich Stickler ) längst weg. Der EM-Teamchef ( Josef Hickersberger ) bis Mai noch in der Wüste. Sein EM-Co-Trainer (Andreas Herzog) nun bei US-Teamchef Jürgen Klinsmann. Der Tormanntrainer ( Klaus Lindenberger ) mit Hickersberger in Abu Dhabi. Der Langzeit-Teamdoktor ( Ernst Schopp ) abgelöst. Und auch der EM-Pressechef ( Peter Klinglmüller ) ist nicht mehr beim ÖFB, sondern zu Rapid zurückgekehrt. Nur Sportdirektor Willibald Ruttensteiner überlebt alle. Mit elegantem Auftreten und überzeugender Rhetorik punktet er gegenüber jenen, die für seine Karriere wichtig sind.

Gerade vor Ruttensteiner aber hat der sonst so moderate ORF -Analytiker Herbert Prohaska den Schweizer Koller in einem vom Sportmagazin organisierten Treffen gewarnt. Prohaska kennt nach wie vor alle ÖFB-Interna. Er war der Vor-vor-vor-vor-Vorgänger von Koller und zugleich der letzte Teamchef, der Österreich zu einer WM (1998) brachte. Prohaskas damaliger Medien-Officer Wolfgang Gramann kehrte kürzlich zum ÖFB zurück. Der einstige Mödling-Kapitän, der als PR-Profi die EURO 2008 für Österreich an Land gezogen hatte, soll nun Gleiches mit der Unter-21-EM 2015 schaffen. Am 22. März entscheidet die UEFA.

Unter den zahlreichen ÖFB-Konkurrenten befinden sich finanziell schwer angeschlagene Länder, von denen man annimmt, dass sie andere Sorgen haben müssten. Doch vielleicht gerade deshalb bewerben sich Griechenland, Portugal und Ungarn so intensiv um die Nachwuchs-EM. Fußball diente in den vergangenen 100 Jahren schon oft dazu, von sozialen Problemen abzulenken.

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