Schnee von gestern kann schmutzig sein

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Doch auch mit 0,0 Promille im Blut wurde der Slalombesuch zur abenteuerlichen Rutschpartie

von Wolfgang Winheim

über den Kitzbühel-Slalom am Freitagabend

E s bedarf schon einer gehörigen Portion Ignoranz, um – wie von der FIS vorexerziert – die olympische Nennfrist am Montag 24 Stunden vor dem Schladminger Nightrace enden zu lassen. Doch Betroffene wie Ex-Weltmeister Manfred Pranger („Selber schuld“) reagieren bewundernswert fair. Die neue Siegergeneration zeichnet wiederum in allen Lagen Schlagfertigkeit aus.

Der ehemalige Hotelfachschüler Marcel Hirscher verwies, kaum ins Ziel des ersten Laufs gekommen, als rundum alle Mikrofonträger Kritik an Sicht, Piste und Kurs erwarteten, auf den Tourismus. „Ist doch guat für unser Land, dass es endlich schneit.“

Sein Spezi Felix Neureuther hatte die Vorverlegung des Slaloms von Sonntagfrüh auf Freitag, 12 bzw. 17 Uhr, via Facebook begrüßt: „Das erste Mal, dass alle Zuschauer nüchtern kommen.“

Doch auch mit 0,0 Promille im Blut wurde der Slalombesuch zur abenteuerlichen Rutschpartie. Der Anmarsch zum Ganslernhang erinnerte an die Weltcup-Anfänge, als es kaum Zäune, gesicherte Wege und Metallstufen gab. Und als dichter Flockenwirbel noch zum Alltag gehörte.

Im olympischen Vorfeld veranlasst der Skisport heuer auch ausländische Medien zu Rückblicken.

So bedauert der australische Guardian, dass in Österreich völlig vergessen wird auf Ross Milne, der heute vor 40 Jahren am Innsbrucker Patscherkofel auf einer ungenügend gesicherten Olympia-Piste gegen einen Baum raste und starb.

Und so wundert sich die tschechische Zeitung Mlada Fronta Dnes mit vorwurfsvollem Unterton, dass just Karl Schranz, der auf Kriegsfuß stand mit Olympia (1968 disqualifiziert, 1972 ausgeschlossen), sich jetzt gar so für die Sotschi-Spiele, die Russen und den umstrittenen Wladimir Putin begeistere.

Zu Schranz’ aktiven Zeiten wären in der böhmischen Heimat von Herrn Karls Mutter dermaßen russenkritische Zeilen wohl die letzten des Redakteurs gewesen.

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