Mensch Ronaldo!

Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Ronaldo ist ein Spiegelbild einer globalisierten (Fußball-)Welt: kostspielig, hysterisch, ausufernd

von Philipp Albrechtsberger

über Portugals Superstar

Star = prominente Persönlichkeit mit überragenden Leistungen und einer herausgehobenen medialen Präsenz. Es ist ein Satz, wie geschrieben für Cristiano Ronaldo.

Portugals Superstar war im Finale am Sonntag gerade unter Tränen vom Spielfeld getragen worden, da hatte jenes Insekt, das es sich auf Ronaldos Gesicht gemütlich gemacht hatte, bereits ein eigenes Profil auf Twitter. Insekten suchen das Licht, insofern passt das Sprachbild. Eine größere Lichtgestalt als Cristiano Ronaldo hat der Weltfußball nicht zu bieten.

Keiner schießt mehr Tore, keiner kassiert mehr Geld, keiner wird zur gleichen Zeit von so vielen verehrt und gehasst. Erst heute wurde wieder die Frage gestellt: Warum ist Ronaldo so unbeliebt?

Ist es wirklich Unbeliebtheit oder doch eher Unverständnis? Die Menschheit fürchtet das Unbekannte, und Ronaldo sorgt in regelmäßigen Abständen für noch nicht Dagewesenes. Das fängt bei seinem Gehabe an und endet bei der unmenschlich anmutende Perfektion auf dem Feld. Am menschlichsten wirkt er immer, wenn ihm ein junger Fan gegenübersteht.

Kunstwerk oder Kunstfigur – der 31-Jährige verschiebt Grenzen. Gelegentlich hofft man aber, dass Sacha Baron Cohen (Borat) hinter all den Albernheiten steckt.

Fällt die Maske nicht, bleibt nur die Gewissheit: Ronaldo ist ein Spiegelbild einer globalisierten (Fußball-)Welt: kostspielig, hysterisch, ausufernd. Vielleicht sind wir deshalb so angewidert davon.

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