Peinlichkeiten

Günther Pavlovics

Günther Pavlovics

Je mehr Geld es im Fußball gibt, desto mehr entfernen sich die Protagonisten von den Menschen. Oder werden entfernt. Ein Tiefpunkt der Inszenierung waren die auf den Biergläsern montierten Kameras bei der Meisterfeier der Bayern. Warum so viel gutes Bier sinnlos verschüttet wird, könnte man fragen.

Aber wen bitte soll die Schaumschlägerei auf des Trainers Kopf aus Sicht des von Robben ausgeschütteten Krügerls interessieren? Wer über die fußballerische Qualität der österreichischen Liga jammert: die Fans in Deutschland, Italien, England und Spanien müssen enorme kommerzielle Auswüchse in Kauf nehmen. Die Kicker in Österreich sind noch immer lokale Helden zum Anfassen. Alois Höller feierte seinen Siegestreffer mit Teamkollegen und Fans im Stadion und in Mattersburg.

In Österreich ist nicht nur Mathematik-Lehrer Höller greifbar. Auch ein Fußball-Idol wie Toni Polster ist Woche für Woche in der Wiener Stadtliga zu sehen. Und muss sich Häme gefallen lassen, weil seine Reserve am Sonntag 0:24 verloren hat. Polsters Einserteam von Wr. Viktoria spielt am Dienstag im Wiener Cupfinale. Der Liga-Gegner hat einer Verlegung nicht zugestimmt. Und es gibt kein Wiener Verbandsregulativ, wonach es mehr als einen Tag Pause zwischen zwei Pflichtspielen geben muss. So wie in der Bundesliga. Amateure sollen tun, was Profis nicht zugemutet wird.

Das ist nicht peinlicher als die TV-Inszenierung mit der Bier-Kamera, aber peinlich amateurhaft allemal.

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