Moral ist längst nicht mehr ihr Kaffee

von Wolfgang Winheim

über das Internationale Olympische Comité

Vor 42 Jahren wurde Karl Schranz in Sapporo von den Winterspielen ausgeschlossen, weil er, der Skistar, im Sommer bei einem Jux-Kickerl – so wie seine Mannschaftskollegen auch – ein Leiberl mit der Aufschrift „Aroma Kaffee“ getragen hatte. Inzwischen ist der einstige Olympia-Feind und nunmehrige Putin-Freund auf den Geschmack gekommen.

Schranz fliegt gern nach Sotschi. Dort wird es, zumindest was das Outfit der Athleten betrifft, klinisch saubere Spiele geben.

Kein Werbelogo darf auf Helm oder Anorak aufscheinen. Kein Handy darf (obwohl es sich meist ohnehin nur um eine Attrappe handelt) am Hals des Siegers baumeln, kein Energy-Drink (obwohl sich in der Dose oft nur Wasser befindet) in Kameranähe getrunken werden. Wer gegen die Regeln verstößt, dem droht der Ausschluss.

So werbefreie Spiele können eine Erholung fürs Auge seien. Zumal gerade in Österreich Sportler, sobald mediale Präsenz gewittert wird, mit Werbepickerln geschmacklos vollgepflastert werden.

Dem Internationalen Olympischen Comité geht’s allerdings weniger um die Optik. Und schon gar nicht um verstaubte Amateurparagrafen. Nein: Das IOC lässt nur peinlichst genau (und notfalls mit Gewalt) darauf achten, dass die exklusiven Werberechte seiner Sponsoren gewahrt bleiben; dass niemand sonst von Olympia profitiert; dass der Rubel nur Richtung IOC-Bonzen rollt. Moral ist längst nicht mehr ihr Kaffee.

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