Grips statt Grip
Mit Ehrlichkeit und Fairness hatten sie es ja noch nie so in der Formel 1
Die gute Nachricht vorneweg: Kein Mensch in der Formel 1 spricht seit gestern mehr über Reifen. Über Temperaturfenster, in denen die sensiblen Walzen erst zu arbeiten beginnen, oder über Grip, der an allen Ecken und Kurven fehlen soll.
Am Sonntag war Grips statt Grip gefragt. Und prompt erzählt die Formel 1 die großen Geschichten des Lebens. Vom Siegen und vom Scheitern. Manchmal von beidem.
Von allen Seiten prasselte es auf Sebastian Vettel ein, wie es sonst nur der tropische Regen in Malaysia zustande bringt. Wandelt der Dreifach-Weltmeister nun endgültig auf den Spuren seines Kindheitsidols Michael Schumacher, dem man einst den Beinamen „Schummel-Schumi“ verpasst hatte? „Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. In mir sieht es jetzt nicht gut aus“, gab Vettel zu. Das ist zumindest ehrlich.
Mit Ehrlichkeit und Fairness hatten sie es ja noch nie so in der Formel 1. Vermutlich gehört es auch zur Faszination dieser immer glitzernden, oft packenden, manchmal unverständlichen Sportart, dass man es mit den Regeln nicht immer so genau nimmt.
Ein Sport im Grenzbereich.
Vor sechs Jahren wurde ein Rennstall im Zuge einer Spionage-Affäre zu 100 Millionen Dollar Strafe verdonnert, wenig später ließ ein Teamchef seinen Fahrer absichtlich in die Mauer prallen, um seinem zweiten Schützling zum Sieg zu verhelfen. Gemessen daran fällt Vettels Aussetzer in die Kategorie Lausbubenstreich.
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