Nur Franz Beckenbauer darf sagen, was er denkt.

von Wolfgang Winheim

über das Leistungsgefälle in Europa

Nur Franz Beckenbauer darf sagen, was er denkt. Jeder andere würde nördlich des Weißwurst-Äquators Empörung auslösen, hätte er seine Semifinalwünsche so wie Fußball-Kaiser Franz vor dem Sky-Mikrofon formuliert: „Mir wäre Dortmund als Gegner lieber. Denn dann kommt Bayern weiter.“ Doch egal, welche Schlager die Auslosung heute ergibt – es ist kein Zufall, dass erstmals in der 21-jährigen Champions-League-Geschichte unter den letzten vier nur Klubs aus den zwei Ländern stehen, die mit ihren Nationalteams 2008 das Wiener EM-Finale bestritt haben.

Inzwischen hat sich das Leistungsverhältnis noch mehr zugunsten von Spanien und Deutschland verschoben. Die Spanier können sich, was wirtschaftliche Seriosität und Kontinuität betrifft, von der Deutschen Bundesliga einiges abschauen. Deutschlands Teamchef Löw und Dortmunds Kulttrainer Klopp wiederum waren sich nicht zu gut, um im Trainingsalltag von Madrid und Barcelona zu spionieren. Bayerns Meistermacher Heynckes hatte zuvor schon seine Trainertätigkeit bei Bilbao, Teneriffa und Real zur Horizonterweiterung genutzt.

Fern vom Konzert der Großen kann sich Österreich „nur“ aufs Forcieren der Kleinen konzentrieren, auf Talentförderung. Dazu gehört das „Projekt 12“, das heute Mittag in Salzburg dem Verbandspräsidenten Leo Windtner zuliebe kein Geringerer als Franz Beckenbauer präsentiert. Wird er auch als ÖFB-Gast sagen, was er denkt?

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