Plauderwasteln

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Österreicher will eben Österreicher siegen oder zumindest fröhliche Menschen sehen.

von Wolfgang Winheim

über Geschmackspolizisten

Immer wenn’s um Quoten geht, haben die Marathon-Plauderer vom ORF-Sport ein gehöriges Wort mitzureden. Das war am letzten Sonntag des alten Jahres so, als drei Ski-Übertragungen viel höhere Einschaltziffern erreichten als die Top-Nicht-Sportsendung. Und das wird auch am ersten (verlängerten) Wochenende des neuen Jahres so sein. Immerhin gab am 1.1. das Neujahrskonzert den Ton an.

Auch wenn Geschmackspolizisten ob der zuweilen nervigen Inflation an Brett’lgerutsche ihre Denkerstirn runzeln – der Österreicher will eben Österreicher siegen oder zumindest fröhliche Menschen sehen. Für den beklemmend ernsten Alltag sind ohnehin nachfolgende Sendungen zuständig. Gelegentlich liefert der Sport auch dort die Schlagzeilen zu, um dann doch wieder seiner Vorbildfunktion hinsichtlich positivem Denken nachzukommen. Der Hinweis auf drei Kitzbühel-Opfer, die – wie jetzt Michael Schumacher – im Koma lagen, eignet sich dazu:

Hans Grugger (2011 zwei Wochen im künstlichen Tiefschlaf) studiert jetzt Sport und Geografie. Scott Macartney (Streif-Opfer 2007) startete ein Jahr später noch einmal in einer Weltcup-Abfahrt. Auch Daniel Albrecht (2009 drei Wochen lang im Koma) durfte mit ärztlicher Erlaubnis noch einmal ein Weltcup-Comeback riskieren.

Soeben debütierte er beim Riesenslalom in Alta Badia als Eurosport-Co-Kommentator. Danach meinte der Schweizer selbstkritisch: „Ich habe viel zu viel geredet.“

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