Das ist – auf den Punkt gebracht – ein Glücksfall für den österreichischen Fußball.

von Bernhard Hanisch

über die Vertragsverlängerung von Marcel Koller

Der Schweizer Marcel Koller bleibt österreichischer Teamchef.

Das ist – auf den Punkt gebracht – ein Glücksfall für den österreichischen Fußball.

Und das ist gleichzeitig ein Tiefschlag für die Verursacher von nationalistischen Rülpsern, für die Köche des Lügenbreis, der den Boulevard in den vergangenen Wochen zum täglichen Brechdurchfall angeregt hat. „Verrat“ habe er betrieben, der Schweizer. Weil er viel Zeit gebraucht hat für seine Entscheidung, den Vertrag als Trainer der österreichischen Nationalmannschaft zu verlängern. Solch ein Schwachsinn will erst einmal übertroffen sein.

Welches „falsche Spiel“ hat Marcel Koller eigentlich getrieben? Zumindest ein Vergehen, das nach österreichischer Sitte von einigen krumm genommen wurde: Er hat es sich nicht leicht gemacht. Koller hätte in Nürnberg unterschreiben können. Lukrativ. Er hätte eine ruhige Kugel schieben können und nach der WM 2014 die Schweiz übernehmen können. Attraktiv. Alles ist nicht eingetreten. Er bleibt. Und das nennt man schlicht beeindruckend konsequent.

Ob in seinen Überlegungen eine Rolle gespielt hat, dass beim zuletzt höchst erfolgreichen Nachbarn der Plafond möglicherweise schon erreicht ist, sei dahingestellt. Dem Schweizer wurde vor zwei Wochen jedenfalls nicht abgekauft, dass er tatsächlich eine emotionale Bindung zu einer talentierten Mannschaft aufgebaut hat, die sich auf dem Weg ins gehobene internationale Mittelmaß befindet.

Und Koller hat sich in den letzten Wochen wie ein Ehrenmann verhalten. Kein Mucks über seine Gedankengänge, kein mediales Geflüster, das der eigenen Sache dienlich sein könnte. Das ist eine echte Enttäuschung für alle Liebhaber der Verhaberung im medialen Umgang. Nebenbei bemerkt: Wohltuend ruhig blieb in der Angelegenheit auch ein nervenstarker ÖFB.

Kollers Auftreten entspricht bereits absoluter internationaler Klasse. Sportlich arbeitet er daran, es ähnlich weit zu bringen. Und die „Mehrheit der Millionen Teamchefs im Land“ glaubt auch, dass er es schafft.

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