Sachbearbeiter

Anstoß: Gipfeltreffen
Diplomatie ist Marcel Kollers Stärke, weniger die konkrete Feststellung.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Die Zeiten haben sich grundlegend geändert beim österreichischen Nationalteam. Das Trainingslager wurde unter Marcel Koller zu einer weitgehend geschlossenen Veranstaltung. Straff erscheint die Organisation, kurzfristige Änderungen sind dem Chef vorbehalten. Seriöse Arbeit wird zumindest vermutet, denn die Vorgänge im Mannschaftsinneren werden von Koller in kleinen Dosen an die Öffentlichkeit befördert. Ohne dabei den großen Aha-Effekt zu erzeugen, brisante Themen verebben in scheinbar unerschütterlicher Sachlichkeit. Diplomatie ist Kollers Stärke, weniger die konkrete Feststellung. Immer darauf bedacht, dem Pfad der Seriosität folgend in keinen Erklärungsnotstand zu geraten.

Nach dieser dritten Zusammenkunft unter der Führung des Schweizers ist endgültig klar: Große Ansagen, oder Sager wird’s nicht geben. Koller ist einfach nicht der Typ dafür. Egal, denn aussagekräftig sind am Ende ohnehin nur die Leistungen auf dem Platz. Ergebnisse, die im Laufe der WM-Qualifikation messbar werden.

Kollers Strategie drängt auch einen Problemfall, wie Marko Arnautovic einer ist, in eine völlig neue Rolle. Der frühere Mittelpunkt des allgemeinen Interesses wird plötzlich ignoriert. Der Teamchef macht ihn nie zum Thema, kritisiert ihn auch nicht. Obwohl er mit Sicherheit sieht, wie Arnautovic auf dem Trainingsplatz oft seine Lustlosigkeit vermittelt. Ein Verhalten, das selbst bei einem Bundesliga-Coach und einem ÖSV-Trainer – beide waren in Seefeld als Beobachter vor Ort – für erhebliche Verwunderung sorgte. Was macht Koller? Er vertritt die Meinung, der "Mann vom Ski-Fach" könne die Situation nicht richtig beurteilen. Koller, der Diplomat verteidigt seinen Problemfall. Offiziell.

Schon die nächste Mannschaftsaufstellung wird zeigen, was er tatsächlich von ihm hält.

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