Mann mit Eigenheiten

Das Nationalteam hatte Glück. Sein Chef auch. Aber es ist kein Zufall, dass Österreich noch immer von der WM träumt.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Weil die Mannschaft auch als eine solche erkennbar ist

von Bernhard Hanisch

über das österreichische Nationalteam

Wahrgenommen hat er die Sprechchöre nicht. Dabei war deren Inhalt relativ einfach gehalten: „ Marcel Koller“. Zwei Worte, formuliert als laute Danksagung an den Schweizer Teamchef. Anerkennung für einen Mann, der mitgeholfen hat, dass Österreichs Fußball-Enthusiasten auch zwei Runden vor Ende die WM-Qualifikation noch sehr lustig finden.

Herr Koller hat sich am Mittwoch entschuldigt, nicht winkend oder sonst irgendwie freudig auf den kollektiven Zuruf reagiert zu haben. So ist das halt, wenn man gegen die Iren doch noch 1:0 gewinnt und nicht torlos unentschieden spielt. Sechs Minuten vor Schluss löste sich alles in Wohlgefallen auf. Jubelgeschrei statt von Pfiffen begleitetes Trübsalblasen.

Dabei wurde nach der – völlig überraschenden – Niederlage in Deutschland schon wieder der Weltuntergang geprobt. Versager seien im Team, der Trainer keiner, der etwas weitergebracht hätte in der müden rot-weiß-roten Balltreterei.

Stimmt einfach nicht. Die Euphorie um das Nationalteam ist so groß wie lange nicht zuvor.

Weil die Mannschaft auch als eine solche erkennbar ist.

Weil die Personalpolitik zwar manchmal Diskussionsstoff bietet, aber wenigstens ein klares Bekenntnis zur Kontinuität ist, die keinen Raum für Populismus lässt. Weil Koller das Glück hat, mit David Alaba einen Spieler in seinen Reihen hat, der fast schon zur Weltklasse zählt. Und weil Koller darum dabei bleibt, eben diesem bayrischen Außenverteidiger im Nationalteam eine andere, eine zentrale Rolle zukommen zu lassen.

Eigene Ideen. Das wird von einem Teamchef schließlich verlangt. Seine Entscheidung, sein Risiko, wie er sagt.

Bis zum Spiel in Schweden soll gesprochen werden. Wieder einmal über Kollers vorzeitige Vertragsverlängerung. Man hat jedenfalls das Gefühl, das Risiko des ÖFB würde sich in Grenzen halten, sollte diese tatsächlich geschehen.

Kommentare