Krankheitsbilder

Die schwere Erkrankung eines Fußballprofis sorgt für Aufsehen und stellt viele Beteiligte auf eine harte Probe.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Auch haben alle Medien lückenlos darauf verzichtet, im sonst oft unlauteren Wettbewerb die wahre Diagnose vorzeitig in die Welt zu schreien

von Bernhard Hanisch

über Philipp Hosiners Krankheit

Bei Philipp Hosiner wurde ein bösartiger Tumor diagnostiziert. Eine Niere musste entfernt werden.

Verdammt nüchtern klingen eine solche Feststellung und ihre Konsequenz. Medizinisch unterkühlt und doch Auslöser einer Lawine von Emotionen. Weil der Fußballer Hosiner einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat, und weil man nicht daran denkt, dass das Schicksal mit ähnlichen Keulenschlägen und steter Alltäglichkeit auf Tausende von Namenlosen nicht minder gnadenlos einprügelt.

Aber derartig reichhaltige Publicity für einen prominenten Leidtragenden hat vor allem einen Sinn: den Namenlosen Mut zu geben, ihnen ein transparentes Beispiel zu sein, dass es ein Schlupfloch geben könnte aus der Ausweglosigkeit.

Der plötzliche, von Mitgefühl getragene Überraschungseffekt rückt derweil viele Fragen in den Hintergrund. Warum wurde bei Hosiner der schwerwiegende körperliche Defekt nicht schon früher festgestellt? Geht man doch von der Annahme aus, an ihre Leistungsgrenze stoßende Organismen werden bei professionell geführten Klubs von Ärzten regelmäßig und umfangreich durchleuchtet. Ein Thema, das möglicherweise ansteht.

Oder: Gibt es doch eine Beeinträchtigung für einen ständig belasteten Profisportler, wenn er wie im Fall von Hosiner künftig mit nur einer Niere das Auslangen finden muss? Ferndiagnosen dazu sind überflüssig.

Philipp Hosiner hat sich jedenfalls sehr professionell verhalten. Sich nicht einspannen lassen, schon vor einem sorgfältig gewählten Zeitpunkt irgendwelche Happen in die Öffentlichkeit zu werfen. Im Zusammenwirken mit seinem französischen Arbeitgeber wurde das bereits Befürchtete offiziell gemacht. Ohne Wehklagen, bewusst Optimismus transportierend.

Auch haben alle Medien lückenlos darauf verzichtet, im sonst oft unlauteren Wettbewerb die wahre Diagnose vorzeitig in die Welt zu schreien. Aus Respekt vor dem Betroffenen. Eine nicht unbedingt erwartete Erkenntnis.

Immerhin.

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