Alles balletti: Quälgeist

Alles balletti: Quälgeist
Möglicherweise wächst mit Kühbauer ein künftiger Teamchef heran.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Beliebt? Nein, so richtig gemocht haben die Fußball-Fans außerhalb Hütteldorfs den Spieler Dietmar Kühbauer wohl nicht. Zu überflüssig die eine oder andere Wortmeldung, am Rande der Legalität manchmal sein Einsatz. Selbst in seinem anderen Leben als Trainer hat sich der Mittelfinger der mentalen Kontrolle entzogen, gestreckt zum Zwecke der Beleidigung. Der Kühbauer? Typisch, ein richtiges Häferl halt. So die Außenwirkung, die oft täuschen mag. Denn irgendetwas unterscheidet ihn doch von vielen berühmten Kollegen seiner Zunft, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere zu Schmähbrüdern verkommen sind. Kühbauer hat es hingegen immer ernst gemeint. Er hat tatsächlich Ehrgeiz, täuscht diesen nicht durch gekonnt geklopfte Sprüche vor. Authentisch ist und war seine Aufgeregtheit. Und er kann bzw. konnte sich tatsächlich quälen. Die Mannschaft steht und stand dabei über allem, ein "Schweininger" ist seiner Ansicht nach jeder, der dem kollektiven Gedanken in die Quere kommt. Damit hat er sich schon als Spieler durchgebissen, bei Rapid, bei Real Sociedad in Spanien, anfänglich auch in Wolfsburg, nicht gerade standesgemäß, aber dennoch bereitwillig in Mattersburg. Dietmar Kühbauer hat jetzt Erfolg. Eine Momentaufnahme, deren Richtigkeit noch nach vielen Bestätigungen verlangt, die auch neugierig macht auf sein Verhalten in den Zeiten der Niederlage. Doch ihm ist dieser Erfolg vergönnt. Weil Kühbauer Fehler zulässt, weil er seinen grauen Mäusen aus der Südstadt nicht als schillernder Wunderwuzzi die Show zu stehlen versucht. Es ist noch zu früh. Aber möglicherweise wächst da ein Mann heran, der in diesen Tagen zufällig verzweifelt gesucht wird. Ein Teamchef für die Nationalmannschaft. Ein typisch österreichischer, aber einer, der sich quälen kann.

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