Alles Balletti: Gefühlsecht

Anstoß: Gipfeltreffen
Man durfte ein ungutes Gefühl verspüren, als Abramowitsch den Champions-League-Pokal in Händen hielt.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Ja, man durfte tatsächlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend verspüren, als Chelseas Roman Abramowitsch den Champions-League-Pokal in seinen Oligarchen-Händen hielt. Glänzender hätte er nicht sein können, der Beweis, dass sich mit Geld wohl alles regeln lässt.Erlaubt war auch die uneingeschränkte Bewunderung für eine dermaßen "coole Sau", die Didier Drogba nun einmal ist.Hinreißen durfte sich der Chelsea-Fan zu einer Mitleidsregung für Bastian Schweinsteiger, obwohl der ja eigentlich ein Bayer ist.Schadenfreudig ins Fäustchen lachen konnte sich jeder Fan, der sich von Arjen Robben ein punktuelles Feindbild gezeichnet hat, als der zu Egoismus und Selbstinszenierung neigende Niederländer in der Rolle des Versagers vom Elferpunkt schlich.Hochachtungsvoll die Verneigung vor Torhüter Neuer, als dieser verantwortungsvoll beim dritten Münchner Elfmeter für einen Schuss die Seiten wechselte. Nicht minder beeindruckend, wie sicher der Mann mit Helm im Chelsea-Tor die Bayern zur Verzweiflung brachte.Rührend, wie sich der gar nicht mehr so coole Drogba den Verlierern reihenweise als Trostspender zur Verfügung stellte.Je nach Geschmacksrichtung mehr oder weniger unter die Haut gehend, als der vom Gefühlsbad gezeichnete Wurstfabriksbesitzer und FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß in die Arme seiner Frau geschlossen wurde.Eine mitreißende Lawine der Emotionen ist am vergangenen Samstagabend in der Münchner Allianz-Arena abgegangen. Ein Ereignis, das phasenweise nur am Rande etwas mit Fußball zu tun hatte. Böse, weil die destruktive Spielweise gesiegt hat?Was soll’s – ein Dankeschön für dieses große Kino. Dort gewinnt schließlich auch nicht immer der "Richtige“".

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