Alles balletti: Ende der Durststrecke

Anstoß: Gipfeltreffen
Das Lechzen nach einem Fußballer mit internationalem Format ist zu Ende – dank Alaba sei Dank.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Manche mögen es ja schade finden, dass jener Weltklub, der David Alaba im Sommer 2008 unter seine Fittiche nahm, ausgerechnet FC Bayern München heißt. Egal, in welche Gefühlswelt man beim bloßen Aufschnappen des Namens FC Bayern gerät – man muss den Münchnern dankbar sein. Für ihre ohnehin tadellose Nachwuchsbetreuung, für ihr Erkennen von Potenzial, für die konsequente Bereitschaft, selbst einem jungen Ösi den Beruf des Weltklassespielers zu ermöglichen.Die Bayern verhalfen Dietmar Constantini zum unbestreitbaren Gutpunkt in einer reichlich durchwachsenen Teamchef-Karriere. Constantini holte Alaba ins Team und sicherte damit dessen langfristige Startberechtigung für Österreichs Nationalmannschaft. München als Blickfeld sorgte für die Aufmerksamkeit, um als 17-Jähriger überhaupt entdeckt zu werden.Abwartend war die Reaktion. Alaba war der jüngste, wurde der beliebteste und ist mittlerweile der beste Teamspieler. Von ehrlicher kollektiver Empörung und Enttäuschung getragen ist der Aufschrei, weil er beim Champions-League-Finale nur Tribünengast sein darf. Aber wo stünde der junge Wiener im Augenblick, wenn er unbemerkt dort geblieben wäre, wo er aufgewachsen ist? Am Anfang einer Karriere, die irgendwann in der Funktion des ewigen Talents typisch österreichischer Prägung endet? In der Rolle des Hoffnungsträgers bei der Austria, allerdings längst infiziert vom derzeit dahinsiechenden Niveau der Bundesliga? Spekulation. Alaba ist Stammspieler bei einem internationalen Spitzenklub.Und dies, weil er mit 19 Jahren den Willen in sich trägt, ein Großer zu werden. Ohnehin zu lange dauerte das Jammern über den untauglichen Versuch eines Marko Arnautovic, ein Star zu sein, einer, der ohne bewerbsmäßige Ballberührung zum Champions-League-Sieger wurde. Das nationale Lechzen nach dem Fußballer mit tatsächlich internationalem Format ist zu Ende. Aus Alabas Sicht mag es eine kleine Tragödie sein, am 19. Mai in München kein Endspielteilnehmer sein zu dürfen. Doch er wird auch daraus lernen. Mit Sicherheit. Nebenbei: Vielleicht verlieren die Bayern gegen Chelsea. Womöglich deshalb, weil ihnen Alaba gefehlt hat.

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