Die Spiele mögen doch endlich beginnen

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Am Freitag wird alles verpuffen. Die Probleme. Die Vorwürfe.

von Bernhard Hanisch

über Olympia

Sportfunktionäre wünschen sich Medaillen, geben ihre Tipps in goldenen, silbernen und bronzenen Farben ab. Sportler können es gar nicht erwarten, freuen sich auf die Leistungsvergleiche in einer fröhlich freundlichen Atmosphäre, die alle vier Jahre so unvergleichlich ist.

Österreicher glauben an die aufpolierte Medaillenbilanz, die nach dem Olympia-Besuch 2012 in London nur noch glänzender werden kann. Wenn am Freitag zum Zwecke der Eröffnung die Feuerwerksraketen im Nachthimmel von Rio zerplatzen, beginnen jedenfalls die Träume.

Was im Vorfeld der anstehenden Wettkampfflut gar nicht mehr im Zweifel steht: Die Olympischen Spiele werden endgültig als gewinnträchtiger Industriezweig verstanden, resistent gegen noch so krasse Wirtschaftskrise im Veranstalterland, sich hinweg setzend gegen Menschenrechte treffende Fußtritte, gegen Umweltsünden, gegen Dopingvergehen und gegen beeindruckende Kriminalstatistiken.

Der Präsident des internationalen Komittees (IOC), Thomas Bach, hat ohnehin entschieden, es stünden "schöne Spiele" vor der Tür. Alles ist gut. Alles ist sauber. Sicherheitshalber soll laut Medienberichten auch eine dargestellte Raubüberfallszene als typisches Rio-Merkmal aus der Eröffnungszeremonie gestrichen worden sein.

Rio ist bereit.Was sonst.

Also zog Herr Bach – peinlich genau dokumentiert – schon vor Tagen ins olympische Dorf ein, lieferte das Beweismaterial, er halte den Abstand zum sportlichen Fußvolk so gering wie irgendwie möglich.

Verzögerung

Doch an ihm wird haften bleiben, wie inkonsequent er und sein Komitee den russischen Doping-Komplex vor sich herschieben. Entbrannt ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen der Welt-Anti-Doping-Agentur und dem IOC. Bach ist offiziell sauer, weil sich die WADA zu lange Zeit gelassen habe, kurz vor Beginn der Spiele noch immer Unklarheit darüber herrsche, welche russischen Sportlerinnen und Sportler jetzt als "gut" oder "böse" zu gelten haben. Die "Bösen" werden sich sowieso vor Gericht darüber beklagen. Das des staatstragenden Dopings beschuldigte Russland im Paket auszuschließen, traute sich das IOC aber nicht. Was nach der Affäre vorerst geblieben ist? Bach stellt nach wochenlangem Hin und Her das System der Welt-Anti-Doping-Agentur in Frage.

Die Eröffnung rückt näher. Damit auch der herbeigesehnte Anlass, der Bach und sein Komitee wohl wieder in ruhigere Gewässer gleiten lässt. Denn am Freitag wird alles verpuffen. Die Probleme. Die Vorwürfe. Und die Feuerwerkskörper im Nachthimmel von Rio sowieso.

Kommentare