Arme und spendierfreudige Brasilianer
Brasiliens Staatschefin freut sich. Der FIFA-Präsident auch. Doch die Freude hat einiges gekostet.
Die Erinnerungen sind noch frisch. An damals, als Brasilien im WM-Auftaktspiel gegen Kroatien mit tatkräftiger Unterstützung eines japanischen Schiedsrichters damit begann, Hoffnungen zu schüren. 3:1 wurde gewonnen. Mit einem noch intakten Neymar, aber ohne Glanz.
Zu erahnen war, dass es wohl eher nichts werden würde mit dem Gewinn des sechsten Weltmeistertitels. Künstlich wurde die Stimmung am Leben gehalten, Brasiliens Nationalmannschaft taumelte, fiel vorerst nicht und knallte im Halbfinale gegen Deutschland mit unvergleichbarer Härte auf den Boden der Tatsachen. Ein sportliches Desaster als schonungslose Offenbarung einer jahrelangen Fehlplanung von fußballerischen Ressourcen, die als unerschöpflich gelten.
Brasilien hatte mit der Letztentscheidung dieser WM nichts zu tun. Aber gelobt wurde das Land schon jetzt für die Gastfreundlichkeit, für die Zurückhaltung im Augenblick der weltweiten Blamage.
Bedankt hat sich die FIFA für die gute Organisation. Was im Wissen, einen Rekordgewinn eingestreift zu haben, jedenfalls locker von den Lippen geht. Laut der Initiative für globales Fair Play, "Nosso Jogo", heißt dies in Zahlen: zehn Milliarden Reais, umgerechnet 3,3 Milliarden Euro. Andererseits hat der brasilianische Rechnungshof die WM-Kosten auf 8,64 Milliarden Euro geschätzt. Über 80 Prozent davon wurden von der öffentlichen Hand beigesteuert.
Eine Rechnung, die der FIFA gefällt, die die Brasilianer selbst aber teuer zu stehen kommt. FIFA-Präsident Joseph Blatter wurde zuletzt beim Spiel um Platz drei ausgepfiffen. Pfiffe, die er niemals als gerecht empfinden wird.
Und die Nachhaltigkeit? Gibt es. Denn vier Stadien, die in ihrer Dimension nicht mehr zu gebrauchen sind, müssen fortan gepflegt werden.
Versprochen wurde viel, gehalten längst nicht alles. Die Existenz einer teilweise halbfertigen Infrastruktur und eines so manch provisorisch "fertiggestellten" Stadions wurde vom Trubel überdeckt. Dilma Rousseff, Brasiliens Staatschefin, die im Oktober wiedergewählt werden will, baut vor: "Schlimm wäre es gewesen, wenn wir die WM außerhalb der Stadien in den Flughäfen verloren hätten und die Stadien nicht bereit gewesen wären, wie einige vorausgesagt haben. Nichts von dem ist geschehen."
Schön klingt so eine Wahlrede zum WM-Finale. Abgerechnet wird allerdings erst ganz am Schluss.
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