Da geht es keineswegs nur um höhere Benzinpreise (die in Frankreich Gelbwestenproteste ausgelöst hatten). Autofahren und Urlaubsflugreisen werden wieder zum teuren Privileg, der Fleischgenuss sollte eingeschränkt werden. Geht es nach den heimischen Regierungsplänen, müssen Millionen Haushalte innerhalb weniger Jahre ihre Heizung umrüsten. Und unsere Landschaften werden mit noch mehr Windrädern plus Solarpaneelen zugepflastert.
Österreich hat aufgrund seiner Wasserkraft noch Glück, aber andere Länder müssen sich die heikle Frage stellen, ob CO2-Reduktion nicht auch Atomkraftausbau heißt. Weltweit sind Dutzende AKW in Planung, allein in China mehr als 40, Indien will das größte AKW der Welt bauen, das 70 Millionen Haushalte versorgen soll.
Die schlechte Nachricht: Wenn der Umweltschutz auf Europa beschränkt bleibt, ist das zwar vorbildlich, für das Weltklima aber kontraproduktiv. Konsumverzicht lähmt die europäische Wirtschaftskraft und bringt Rückenwind für aufstrebende asiatische Staaten, die sich den „Luxus“ des Klimaschutzes noch nicht leisten können oder wollen – wobei China zwar größter CO2-Emittent, aber umwelttechnisch bereits sehr innovativ ist. Immerhin kehren die USA unter Joe Biden zum Pariser Klimaschutzabkommen zurück. Ihren sinkenden CO2-Ausstoß haben sich die Amerikaner übrigens mit dem (in Europa ebenfalls undenkbaren) Fracking-Boom erkauft. Erdgas ersetzte Kohle.
Es gibt auch gute Nachrichten: Der „saure Regen“ ist Geschichte, weil Industrieanlagen und selbst Verbrennungsmotoren sauberer geworden sind. Heimische Firmen sind bei Innovationen (etwa Kreislaufwirtschaft) vorne dabei. Nur Hildegard von Bingen-Tee trinken wird das Problem nämlich nicht lösen. Die skandinavischen Länder setzen auf Hochtechnologie, um CO2 aus der Luft zu entfernen und in unterirdischen Anlagen zu speichern.
Was Österreich sofort tun kann: Nicht nur vom „Entsiegeln“ reden, während gleichzeitig jeder Zentimeter zubetoniert wird. Man schaudert beim Anblick neuer Wohnblöcke im Vergleich zu den alten Gemeindebauten der 1930er Jahre mit ihrem menschlichen Maß und der architektonischen Qualität. (Da steht auch unser Ruf als Tourismusland auf dem Spiel.) Die Baupolitik muss ohnehin revidiert werden, weil Bevölkerungsprognosen nicht mehr stimmen und weniger Büros gebraucht werden. Es wird schwer werden, den Bürgern nach den entbehrungsreichen Monaten neuen Verzicht und neue Verbote zu erklären – wo jetzt doch endlich alle wieder „tanzen“ wollen. Leider ein Tanz auf dem Vulkan.
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