Stell dir vor, es ist UN-Klimakonferenz, mit Delegierten und Tausenden Teilnehmern aus aller Welt, und niemand schaut, hört oder fährt hin. In der aserischen Hauptstadt Baku geht morgen Abend der zwölftägige Gipfel zu Ende, und so, wie es am Abend davor aussieht, sind es bestenfalls winzige Schritte, die dort gesetzt werden.
Das hat natürlich Gründe. Vor allem, weil jetzt gesagt wird: Die Klimaschutzpolitik der EU, der „Green Deal“, ist überschießend und dafür verantwortlich, dass die europäische Industrie so massiv schwächelt. Jetzt wäre Pragmatismus gefragt, sagt auch der ÖVP-Delegationschef im EU-Parlament, der sich erfreut zeigt, dass seine Fraktion zusammen mit den drei Rechts- bis Rechtsaußen-Faktionen von FPÖ, AfD, PiS und Le Pen den Green Deal mit der neuen Mehrheit im EU-Parlament scheibchenweise löschen will und wird. Das Verbrennerverbot für Neuwagen ab 2035 wird zurückgenommen werden, genauso wie die ohnehin schwachen Regeln für die Renaturierung und andere Teile des Green Deal.
Und in den USA geht der nächste Präsident Donald Trump noch deutlich forscher an das Thema, er wird die USA aus der UN-Klimarahmenkonvention und dem Pariser Klimavertrag führen, nach Öl und Gas bohren, das Wort Klimawandel aus allen Schulbüchern streichen lassen und die Klima- und Umweltfesseln der Industrie lösen.
Es stimmt einfach nicht
So schaut es jetzt aus. Aber diese Annahme stimmt einfach nicht. Keine seriöse Studie sagt, dass der Green Deal der EU und die Gesetzgebungen in den EU-Staaten für die schwächelnde Wirtschaft verantwortlich sind. Der EU-Industrie geht es schlecht, weil der automotive Sektor auf den Verbrenner setzt, die Chinesen aber diese „Großmutti-Technologie“ plötzlich nicht mehr kaufen und selber die besseren und billigeren Fahrzeuge erzeugen.
In den Dokumenten vom Weltwirtschaftsforum abwärts kann man nachlesen: Katastrophal wären nur diese kurzfristigen Entscheidungen, den Klima- und Umweltschutz zurückzufahren. Weil wir so unsere Lebensgrundlage zerstören. Wir haben sechs von neun planetaren Belastungsgrenzen überschritten und steuern auf eine katastrophale Erderwärmung von über 3 °C zu. Aber Wahlen werden derzeit von jenen gewonnen, die mit Ängsten spielen, die überprüfbare Fakten als Lügen abtun, ohne das Gegenteil mit seriöser Forschung belegen zu können.
Wir haben jetzt zwei Optionen: Wir gestehen uns ein, dass wir das Ruder nicht herumreißen können und akzeptieren, dass die nächsten Generationen in der Klimakatastrophe untergehen. Oder wir erkennen an, dass wir vor der größten Herausforderung der Menschheitsgeschichte stehen. Die Lösungen sind da, wir müssen es nur wollen.
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