Revanchismus?
„Dabei gab es auch Abänderungsanträge, diese Verordnung für drei Jahre auszusetzen“, sagt der Grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz, der sich fassungslos insbesondere über die Kooperation der Volkspartei mit den Rechts-außen-Fraktionen zeigt. „Meine Wahrnehmung ist, dass es da einen Revanchismus der EVP gegen die vermeintlich ,linke’ Mehrheit aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen gibt. Da gab es scheinbar ein Gefühl, von diesen gedemütigt worden zu sein durch die vielen Kompromisse.“
Von einer Kooperation der EVP mit den Rechtsfraktionen könne man aber nicht sprechen, sagt der FPÖ-EU-Abgeordnete Georg Mayer zum KURIER. „Die EU-Volkspartei sieht ja inzwischen, wie schlecht es etwa der Autoindustrie in Deutschland geht, dort kracht es ja horrend. Die EVP sieht, dass sie da einige Dinge in die falsche Richtung geleitet hat, und rudert jetzt zurück.“
Aus vom Verbrenner-Aus
Mayer denkt, dass einige Regelungen aus der vorigen Legislaturperiode in Brüssel jetzt revidiert werden – etwa der Beschluss, ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennermotor zuzulassen. Schließlich hat auch die ÖVP im EU-Wahlkampf klargemacht, dass sie diesen Beschluss rückgängig machen will. Und da sind sie eines Sinnes mit allen Rechtsfraktionen im EU-Parlament. Eine Rückabwicklung könnte es aber auch bei anderen Beschlüssen des „Green Deal“ geben, etwa bei der Renaturierung, dem Rechtsakt zur sauberen Industrie oder der Chemikalienverordnung.
Keine Kooperation mit dem Rechtsblock, sondern nur Pragmatismus sei das Motto, sagt Reinhold Lopatka, Delegationschef der ÖVP im EU-Parlament. „Wir müssen anerkennen, dass sich die Mehrheiten im EU-Parlament geändert haben. Die Parteien links von der EVP sind geschwächt worden.“
Er geht davon aus, dass etwa das Verbrenner-Verbot 2035 wieder fällt. Das sei aber nicht die einzige Regelung des Green Deal, die „überschießend“ gewesen ist. „Wir brauchen dringend weniger Berichtspflichten für die Wirtschaft, das hat die Kommission schon zugesagt.“ Und nicht zuletzt würde der Druck auf die EU-Industrie durch die neue US-Administration unter Trump größer. „Selbstverständlich wird das auf unsere Arbeit Auswirkungen haben.“
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