Keine Tricksereien im Operationssaal

In den öffentlichen Spitälern braucht es mehr Transparenz, aber auch bessere Gehälter für Ärzte
Josef Gebhard

Josef Gebhard

Mit ungewohnter Schärfe geht die Wiener MedUni gegen einen ihrer prominentsten Mediziner vor: Ein Chirurg wird suspendiert, weil er in OP-Protokollen eingetragen war, tatsächlich zur selben Zeit aber in einem Privatspital operiert haben soll.

Dabei sind derartige Praktiken seit jeher gang und gäbe, wie Kenner des Systems berichten. Zwar haben die Spitalträger offiziell strenge Regeln für Nebenbeschäftigungen ihrer Mediziner, in der Praxis schauen sie aber offenbar nicht allzu genau hin, ob diese auch tatsächlich eingehalten werden. Mit gutem Grund: Privatpatienten bringen wichtige zusätzliche Einnahmen. Das kann freilich keine Rechtfertigung für derart schlampige Verhältnisse sein. Und selbst wenn es dem betroffenen Arzt nicht um das Geld, sondern um das Frisieren seiner OP-Statistik ging, wäre dies absolut inakzeptabel.

Ärztliche Nebentätigkeiten gänzlich zu verbieten, wäre jetzt allerdings ein populistischer Schnellschuss. Was es aber braucht, ist eine klare Trennung zwischen öffentlicher und privater Medizin, mehr Transparenz – und nicht zuletzt bessere Gehälter für die Mediziner in den öffentlichen Spitälern, um ein weiteres Abwandern der Ärzte in die Privatmedizin oder gar ins Ausland zu verhindern.

Gefordert sind auch die (Privat-)Patienten. Viele unterliegen nach wie vor dem Irrglauben, dass sie in besseren Händen sind, wenn sie von „ihrem“ Primar selbst operiert werden. Das muss aber nicht zwingend so sein. Vielmehr ist es mitunter sogar so, dass er weniger Routine hat, als seine untergebenen Kollegen, die viel häufiger im Operationssaal stehen. Deren Können sollte mehr zählen als allein ein prominenter Name.

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