Karfreitag: Mehr Liberalität würde nicht schaden

Der Karfreitag hätte sich angeboten, generell über Sonn- und Feiertagsöffnung zu diskutieren.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Online-Abstimmungen sind in der Regel aufgrund von Anzahl und Zusammensetzung der Teilnehmer nicht repräsentativ. Beim Karfreitag hingegen kann man die Votings wohl für bare Münze nehmen, denn das Ergebnis ist quer durch die Foren das Gleiche: eine große Mehrheit ist für einen zusätzlichen Feiertag.

Vor die Wahl zwischen Popularität und Wirtschaftsinteressen gestellt, hat sich Türkis-Blau in diesem Fall also für die Wirtschaft entschieden.

Bei näherer Betrachtung wäre ein geschlossener Freitag vor dem langen Osterwochenende zumindest für die, die in den Familien den Einkauf erledigen, nicht so toll gewesen: der Karsamstag wäre ein Horror-Einkaufstag geworden. Und die Geschäfte trotz Feiertags offen halten? Dann stellt sich die Frage, warum an anderen Feiertagen oder an Sonntagen eigentlich zu ist. Die Ladenöffnungsdebatte wurde umschifft.

Der neue, gewidmete Urlaubstag ist hingegen ein liberaler Ansatz, religiöse Feste und staatliche Feiertage zu entkoppeln. Das entspricht besser einer modernen, multikulturellen Gesellschaft als die geltende Feiertagsregeln aus dem vorigen Jahrhundert.

Gesellschaftspolitisch noch innovativer wäre es, wenn die anerkannten Religionsgemeinschaften ihren wichtigsten Feiertag nominieren, an dem die jeweiligen Gläubigen freinehmen können. Das würde die Feiern aller Religionen ins Bewusstsein rücken, und dem eigentlichen Sinn des EU-Richterspruchs – dem Diskriminierungsverbot – näherkommen. Aber vielleicht überfordert ein muslimisches Opferfest ja die FPÖ. Im Sinne von Liberalität – gesellschaftlicher sowie bezüglich der Ladenöffnungszeiten – wäre jedenfalls noch mehr drinnen gewesen.

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