Die Frage nach den Fähigkeiten wird jedem Nachfolger einer erfolgreichen Persönlichkeit gestellt.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Pröll-Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner

Diese Frage taucht jetzt überall auf: Kann das die Hanni? Zunächst einmal ist es nicht respektlos, die neue Landeshauptfrau Hanni zu nennen, sie stellt sich überall so vor, Volkstümlichkeit muss sie nicht spielen, sie ist so. Und die Frage nach den Fähigkeiten wird jedem Nachfolger einer erfolgreichen Persönlichkeit gestellt.

Die Vergleiche sind immer unfair. Erwin Pröll war im Jahr 1992, als er sehr jung Landeshauptmann wurde, noch kein mächtiger Politiker. Über Michael Häupl wurde viel Böses geraunt, als er 1994 dem populären Helmut Zilk als Bürgermeister nachfolgte. Beide, Pröll und Häupl verloren die Wahlen, als sie zum ersten Mal antraten, beide bekamen eine zweite Chance, die sie nutzten.

Hier könnte das Problem von Frau Mikl-Leitner liegen. Die Politik ist, wie die Wähler, unruhiger und ungeduldiger geworden. Pröll hat 2013 nochmals völlig überraschend die Absolute geholt, das verlangt niemand von seiner Nachfolgerin, aber ein Absturz könnte dazu führen, dass ihre Karriere schnell vorbei ist.

Niederösterreichs Politiker sind es gewohnt, ständig auf Achse zu sein, überall Feste und Betriebe zu besuchen. Das wird die Neue auch tun.

Mikl-Leitner wird also zunächst keine Zeit für Bundesthemen haben, für einen starken Auftritt wird sie ein gutes Wahlergebnis im kommenden Jahr brauchen.

Und hier beginnen die taktischen Spielchen: Niederösterreich wählt im Frühjahr 2018. An einer gleichzeitigen Neuwahl im Bund hat man in St. Pölten kein Interesse. In der ÖVP wiederum fürchten viele ein mäßiges Wahlergebnis in Niederösterreich, also keinen Turbo für den Bund. Neuwahlen im Herbst 2017 sind also seit Prölls Rücktritt wahrscheinlicher geworden. Aber Frau Mikl-Leitner wird Geld und Woman-Power auf ihr Bundesland konzentrieren (müssen).

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