Um sich zur Wahl des Bundespräsidenten aufstellen zu lassen, muss man reich an Lebenserfahrung sein (laut Gesetz ist man das mit 35). Und 6.000 Unterstützer hinter sich scharen können. Mehr verlangt das geltende Recht nicht von Kandidatinnen und Kandidaten für das oberste Amt im Staat.
Und dieser Umstand wird gerne ausgenutzt, um sich selbst im Sommerloch interessant zu machen. Der Baumeister und Kaufhausbetreiber Richard Lugner etwa baute seinen Promi-Status als Außenseiterkandidat im Jahr 1998 aus. Er wurde immerhin Vorletzter. Diesmal sorgte ein geschickter Aufmerksamkeitsoptimierer namens Marco Pogo dafür, dass man darüber spricht, wer sich eigentlich aller zutraut, die höchste Funktion der Republik zu bekleiden. Marco Pogo (bürgerlich: Dominik Wlazny) ist Vorsitzender der Spaßpartei „Bierpartei“, die schon erfolgreich den Einzug in Wiener Bezirksparlamente absolvierte. Und dort alles andere als eine Jux-Partie ist, sondern ernst zu nehmende politische Arbeit leistet.
Politik ist immer auch eine Stilfrage, und von daher ist es erlaubt zu debattieren, wie klug es ist, Spaß, Alkohol(ismus) und staatstragende Funktionen zu kombinieren. Andererseits: Es scheint Pogo ein ernstes Anliegen zu sein, die Politik mit seinen Mitteln zur Kenntlichkeit zu entstellen. Und er wäre nicht der erste Spaßmacher, der überraschende Wahlerfolge einfährt.
Das Kandidatenfeld ist dennoch ernüchternd: Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat es allein durch seine Wiederbewerbung geschafft, fast alle Parlamentsparteien von einer eigenen Kandidatur abzuhalten. Einzig die FPÖ überlegt noch, wen sie ins Rennen schickt. Und wenn das feststeht, steht auch hier der Vertreter einer Ein-Mann-Splittergruppierung schon im Ring: Gerald Grosz, Ex-FPÖ-Mann, später BZÖ-Politiker und heutzutage gerade noch bekannt als zornerfüllter Rechtsaußenmuppet beim Gratisboulevard, will ebenfalls antreten. Auch der MFG-Obmann Michael Brunner überlegt.
Pluralismus? Ja. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Art der Verzwergung die Politik wirklich bereichert. Aktuell haben wir einen Amtsinhaber, der mit drei extremen Außenseiterkandidaten in die Wahlauseinandersetzung geht. Sprich: Wer Van der Bellen nicht wählen will, muss sich mit einer Spaßpartei oder politischen Abenteurern aus dem rechten Lager auseinandersetzen. Oder die FPÖ wählen. Rein politisch ist da noch viel Platz für die vielgerühmte Mitte der Bevölkerung.
Und was, wenn aus den Sommerloch-Kandidaturen politischer Ernst wird? Der Bundespräsident ist mehr als eine Projektionsfläche für die eigene Ich-AG.
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