Kampfzone Straße

Die immer dichtere Besiedelung der Städte erfordert Rücksicht aller Verkehrsteilnehmer.
Martina Salomon

Martina Salomon

Städte sind zunehmend im Dichtestress. Die Menschen müssen enger zusammenrücken. Schon aus diesem Grund wäre wechselseitige Achtung nötiger denn je. Leider findet eher das Gegenteil statt. Die aggressiven Egomanen im Straßenverkehr werden mehr. Da wären zum Beispiel: der hoffnungsvolle Jung-Macho-Nachwuchs, der seine Stärke nur mittels Gaspedal beweisen kann und damit nicht nur die vergötterte Blechkiste, sondern auch sich selbst (und andere) beschädigt. Speziell in Wien hat sich der Typus des Rad-Talibans breitgemacht, der Radfahren zur Ideologie erhoben hat, dem alles unterzuordnen ist, natürlich auch ein Fußgänger. Verkehrsregeln sind inexistent, Einbahnen prinzipiell in die Gegenrichtung zu befahren, Gehsteige eine Ausweitung der Kampfzone. (Vielleicht helfen Rad-Kennzeichen gegen dieses Rowdytum.)Aber auch Fußgänger sind nicht immer unschuldig. Etwa wenn sie, die Augen aufs Smartphone geheftet, durch die Gegend taumeln. Plus die neueste Spezies: Rollerfahrer jeglichen Alters, die Straßen und Gehsteige in allen Richtungen und mit vergleichsweise Höllentempo unsicher machen. Und da sind noch nicht einmal die neuen Flugtaxis gelandet!

Folge dieses Durcheinanders: Für Verkehrsteilnehmer, gleichgültig welcher Disziplin, gilt der „Vertrauensgrundsatz“ nicht mehr, den man einst bei der Fahrprüfung lernte. Davon auszugehen, dass sich alle prinzipiell an die Verkehrsregeln halten, kann lebensgefährlich sein. Vielleicht ist das ja alles ein heimliches Umerziehungsprojekt, das uns auf öffentliche Verkehrsmittel umpolen soll. Was mittlerweile aber auch dort zu „Dichte-Stress“ führt. Die Politik reagiert mit Erziehungsmaßnahmen in der U-Bahn (u. a. Ess-Verbot) und neuen Radfahrer-Regeln. Wahrscheinlich braucht’s einen „Elmayer“ für die Straße. Nehmt mehr Rücksicht aufeinander, oder es kracht buchstäblich! martina.salomon@kurier.at

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