Jacinda Ardern: In der Schwäche stark
Jetzt sagen sie: Sie geht ja nur, weil sie die Wahl im Herbst ohnehin verloren hätte. Sie drückt sich.
Das mag stimmen. Aber der Punkt ist: Genau daraus macht Jacinda Ardern kein Hehl. Neuseelands Premierministerin hatte den Mut einzugestehen, dass sie diese Wahlschlacht nicht mehr stemmen will – weil sie nicht mehr kann.
Aus der Schwäche eine Stärke machen, das konnte sie wohl am besten. Damit hat sie das Politikerinnenbild des 21. Jahrhunderts nachhaltig verändert: Bisher sollten Frauen in der Politik am besten kühl, emotionslos und unangreifbar sein, siehe Margaret Thatcher und Angela Merkel. Ardern hat den Spieß umgedreht und daraus ein cooles Image gebastelt: Sie war nicht nur Mutter der Nation, sondern auch echte Frau und Mutter – sie war mitsamt Baby in der UN-Vollversammlung und ließ sich bei einer Livestream-Rede von ihrer damals Dreijährigen anmeckern.
Gebracht hat ihr das weltweite Sympathien ebenso wie massive Häme aus der Ecke der (männlich dominierten) Rechtspopulisten. Dass sie die nicht kalt ließ, war nicht nur kluge PR-Strategie. Für viele Wähler war es eine lang ersehnte Offenheit, die Politik wieder zugänglich machte.
„Ich bin ein Mensch“, sagte sie jetzt unter Tränen. Damit hat sie mit ihren erst 42 Jahren mehr für das positive Bild der Politik gemacht als jeder männliche Sesselkleber.
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