Was sogar in der FPÖ und anderswo sowieso Einzug gehalten hat: Fast die gesamte Politik verwendet inzwischen in den Ansprachen männliche und weibliche Formen. Es ist akzeptiert, dass der Großteil der Frauen nicht mehr subsumiert als Männer angeredet werden möchte.
Eher mittelprächtig funktioniert die gendergerechte Postenvergabe. Zwar hat sich nach SPÖ und Neos auch die ÖVP Halbe-Halbe zum Ziel gesteckt, aber wenn die Mandate knapp werden und die Pöstchen nur noch für die sogenannten „Parteinotwendigkeiten“ reichen, sind die Klubs in Landtagen und Parlament schnell wieder von Anzugträgern bevölkert. Nur die Grünen halten sich strikt an die Quote. Dort muss ein führender Mann durch zwei Frauen auf den Plätzen zwei und drei egalisiert werden.
Sehr wenig Fortschritt gibt es dort, wo es um echte Macht geht. Sebastian Kurz hatte zwar die Hälfte der Ministerien mit Frauen besetzt, aber diese hingen am Gängelband der türkisen Strippenzieher.
Österreich ist diesbezüglich in Europa ziemlich retro, es hatte noch keine Bundespräsidentin und keine aus einer Wahl hervorgegangene Bundeskanzlerin. Die ÖVP hatte noch nie eine Frau als Bundesparteichefin, die SPÖ hat erst seit 2018 erstmals eine – und demoliert sie seither systematisch. Steckt darin Frauenfeindlichkeit?
Zum Teil schon, in dem Sinn, dass man Rendi-Wagner, weil sie eine Frau ist, insgeheim zu wenig zutraut; und indem man sie in der herkömmlichen, männlichen Hacklogik nicht als Rudelführerin akzeptiert.
Allerdings, wenn man die Gegenprobe macht: Dass eine Person an einer Parteispitze von einem egozentrischen Möchtegern-Nachfolger abmontiert wird, passiert nun wahrlich nicht das erste Mal. Meistens schicken diese Newcomer andere vor, um den unsympathischen Job zu erledigen, und waschen die eigenen Hände in Unschuld. Hans Peter Doskozil hat sich jedoch schlecht getarnt. Er wird im Fall des Falles mit dem Handicap in einen Parteitag gehen müssen, die erste Frau an der SPÖ-Spitze desavouiert zu haben.
Feminismuspreis kriegt er dafür keinen.
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