Israel hätte sich einen Neubeginn verdient

Die Konfrontations- und Isolationspolitik setzten sich mit einem Premier Netanjahu leider fort.
Walter Friedl

Walter Friedl

Spaltung nach innen, Konfrontation nach außen – so legte Israels Premier Benjamin Netanjahu seine Politik stets an und ebenso den Wahlkampf. Er kam damit durch, auch beim Urnengang vom Dienstag. Gemeinsam mit rechten und religiösen Parteien hat er eine klare Mehrheit und so auch das Recht, die neue Regierung zu bilden (außer die Staatsanwaltschaft funkt noch dazwischen – siehe links). So sind die demokratischen Spielregeln.

Gut für das Land und seine Nachbarn ist das nicht. Mit seiner Ankündigung, zumindest Teile des Westjordanlandes zu annektieren, hat er die Palästinenser vor den Kopf gestoßen, mit seinem bisweilen bösartigen Wahlkampf gegen die „Linken“ ein nicht unbeträchtliches Segment der israelischen Gesellschaft ebenso.

„Bibi“ kann polarisieren, nicht aber zusammenführen. Doch das brauchte Israel. Benny Gantz heftete sich das auf die Fahnen – und erhielt spektakulären Zulauf: Aus dem Stand schaffte der Newcomer mit seinem neuen Mitte-Bündnis gleich viele Mandate wie „Bibis“ Likud.

Der Wunsch nach Veränderung ist da. Den weltoffenen Israelis ist der Muff der Bunker-Politik Netanjahus widerwärtig, sie lechzen nach Frischluft. Gantz ließ sie davon ein wenig schnuppern, das Fenster zur Macht blieb aber noch verschlossen.

Schade, das Land und seine Menschen hätten sich einen Neubeginn verdient.

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