In Italien entscheidet sich die Euro-Zukunft

Die Währung kann noch immer als Werkzeug für politische Erpressungen missbraucht werden.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Der Euro ist dem Teenager-Alter entwachsen. Am 1. Jänner waren es 20 Jahre, dass die Währung als Buchgeld eingeführt wurde. Für unsere Kinder klingt es wie ein Märchen aus grauer Vorzeit, dass man in Österreich (und nur hier!) mit Schillingen und Groschen einkaufen ging. Die Währung ist selbstverständlich geworden, ihre Akzeptanz größer denn je, trotz der Nachwehen der Krise. Als Weltwährung hat der Euro auch seinen Rang gefunden, mit Respektabstand zum US-Dollar, aber doch.

Kann es tatsächlich sein, dass diese scheinbar so fest verankerte Währung noch auf wackeligen Beinen steht? Leider ja. Ihr Fortbestand hängt unverändert davon ab, dass sich alle nationalen Regierungen verantwortungsvoll verhalten. Im Eigeninteresse und im Interesse aller anderen 18 Euro-Länder. Das birgt erhebliches Erpressungspotenzial, wie Italiens Populisten-Regierung vorlebt. Noch so ausgefeilte Regeln können nicht verhindern, dass ein Finanzminister bewusst Zügel schleifen lässt, mit Geld um sich wirft und riskiert, zum Euro-Sprengmeister zu werden.

Für die EU-Entscheider gibt es in dieser Situation fast nur schlechte Lösungen. Riskiert man einen langwierigen Streit mit Rom, macht man Salvini und Co. zu Märtyrern und nimmt in Kauf, dass die Finanzmärkte verrücktspielen (siehe Griechenland). Lässt man Italiens „Dolce Vita“ durchgehen, verlieren die Euro-Regeln ihren letzten Rest an Glaubwürdigkeit.

Die Alternative wäre, dass die Eurostaaten noch mehr von ihrer Eigenständigkeit abtreten. Dazu ist die Bereitschaft jedoch gering – übrigens nicht nur in Italien, auch in Deutschland oder in Österreich.

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