Doch das war nur der erste Dämpfer für die erfolgsverwöhnte Branche. Seit einem Jahr steigen die Zinsen schnell und stark an. Das bringt die Branche auf allen Ebenen noch viel stärker unter Druck. Denn Kredite verteuern sich und damit auch Investments in Immobilien. Hinzu kommen höhere Baukosten infolge der steigenden Inflation und des Mangels an Teilen und Fachkräften. Viele schrecken daher vor dem Kauf von Immobilien zurück. Überzogene Kreditvergaberichtlinien der Aufsichtsbehörden tun ihr Übriges. Die Neubauleistung geht unterm Strich landesweit zurück.
Bei Mieten ist die Lage kaum besser. Da viele Verträge an der Inflation hängen, haben auch diese angezogen, wiewohl sie im europäischen Vergleich noch immer verhältnismäßig günstig sind. Gefragt sind daher zunehmend kleinere Wohnungen oder Geschäftslokale. Das neue Maklergesetz macht die Situation für die Branche auch nicht leichter.
Auch das veränderte Konsumverhalten beschert Kopfzerbrechen. Gestiegene Preise sorgen für Kaufzurückhaltung, zudem wird vieles online gekauft. Der Handel befindet sich im Wandel, die Verkaufsflächen schrumpfen. Auch dem neuen Eigentümer der Immobilien der Kika/Leiner-Filialen ist dies bewusst. Für die 23 großen Möbelhäuser, die geschlossen werden, muss er erst einmal Nachmieter finden. Schon jetzt gibt es in Städten, aber auch in ländlichen Ortskernen, zahlreichen Leerstand. Unverständlich daher, dass Konzerne noch immer Projekte auf der grünen Wiese planen. Schon jetzt etwa ist die Supermarktdichte im Land die größte in ganz Europa. Auch im Sinne des enorm hohen Bodenverbrauchs müsste dem weiteren Flächenfraß Einhalt geboten werden.
Weniger Verpflichtung
Dennoch sollte unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit Eigentümern bestehender Bauten das Leben nicht unnötig teuer gemacht werden, wie zum Beispiel durch verpflichtende Wärmedämmungen und die zwangsweise Umrüstung weg von Öl- und Gasheizungen. Wobei ohnehin fraglich ist, ob die ambitionierten Pläne technisch und zeitlich halten.
Auch wenn die fetten Jahre bei Immobilien bis auf Weiteres vorbei sind, bleibt eine gute Nachricht: Die Preise waren nie völlig abgehoben, daher gab es auch keine Blase, die jetzt zum Problem werden könnte.
Kommentare