Hoffnung auf einen pragmatischen Kern

Der Kanzler sendet linke Signale aus, hört aber immerhin Unternehmern zu. Die sagen klar, was sie brauchen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Das System verführt dazu, ältere Arbeitnehmer reihenweise zu kündigen.

von Dr. Martina Salomon

über Wirtschaftsreformen

Eine "progressive Wirtschaftspolitik, die unseren Kontinent wieder vorwärtsbringt", hat Bundeskanzler Christian Kern kürzlich in einem FAZ-Essay gefordert. Vorschlag: Fangen wir damit mal klein in Österreich an. Wirtschaftstreibende sagen mittlerweile ja schon fast täglich, was gut und was schlecht funktioniert. Man braucht nur hinzuhören: Gute Forschungsförderung, aber ein starres Arbeitsrecht "aus der Steinzeit" und eine unübersichtliche Zahl an (sich ständig ändernden) Auflagen, lautet zum Beispiel das Attest des Chef eines international agierenden Logistikunternehmens mit 3000 Mitarbeitern.

Zwei weitere Unternehmer (Michael Tojner, Martin Ohneberg) fordern in einem offenen Brief: "Die lebenslangen Arbeitsbedingungen werden sich ändern müssen." Stimmt – aber wie lange reden wir zum Beispiel schon darüber, dass wir wegkommen müssen vom "Senioritätsprinzip"? Dass also Leistung und nicht Alter das Ausschlaggebende für die Gehaltshöhe sein sollte! Dieses System verführt dazu, ältere Arbeitnehmer reihenweise zu kündigen: Jenseits der Fünfzig findet kaum jemand – und sei er/sie noch so qualifiziert – wieder einen Job. Vitale und qualifizierte Arbeitskräfte werden auf den Golfplatz (Führungskräfte) entlassen oder "heim an den Herd" (frühpensionierte Frauen) gezwungen.

Gestern, Montag, fand auf Initiative des Wirtschaftsministeriums ein Treffen mit Spitzenmanagern von Leitbetrieben statt. Da wurde auch über flexibleres Arbeiten gesprochen. Bundeskanzler Kern war im Gegensatz zu seinem Vorgänger dabei – immerhin ein Fortschritt. Und eine Hoffnung, dass nach seinen eher linkspopulistischen Ansagen nun doch ein pragmatischerer Kurs folgt.

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