Heinz Christian Strache macht jetzt auf Christian Kern

Rot und Blau haben nun eines gemeinsam: Gestern kraftmeiern in Sachen CETA, heute im Sitzen umfallen.
Josef Votzi

Josef Votzi

Christian Kern war gerade ein paar Wochen neuer Hausherr im Kanzleramt und der SPÖ, als er Freund und Feind überraschte: Der Ex-Manager startete eine Kampagne gegen Freihandelsabkommen. Eine Mitglieder-Befragung brachte zwar das gewünschte Ergebnis: 90 Prozent votierten gegen CETA. Aber nicht einmal 15.000 Genossen beteiligten sich an der Internet-Umfrage. Die Initiative geriet so schlussendlich quantitativ und politisch zum Flop. Nicht einmal einen Monat danach gab der SPÖ-Chef als Kanzler in Brüssel grünes Licht für CETA.

Fadenscheinige Begründung: Neue Zugeständnisse und die Option, den Vertrag jederzeit kündigen zu können.

Norbert Hofer und Heinz Christian Strache bestritten ganze Wahlkämpfe mit Attacken gegen CETA. Der blaue Präsidentschaftskandidat kraftmeierte zudem: Er werde das Handelsabkommen nicht unterschreiben. Gestern winkten Hofer & Strache gemeinsam den unterschriebenen Vertrag im Ministerrat durch.

Fadenscheinige Begründung: Neue Zugeständnisse und die Option, den Vertrag jederzeit kündigen zu können.

Außerdem habe „sich mittlerweile die Lage dramatisch geändert“, proklamierten FPÖ-Mandatare zudem im Parlament reichlich hilflos: „Wir sind in einer Koalitionsregierung“. Dramatisch könnte allein der Glaubwürdigkeitsverlust auch für die FPÖ werden, wenn das Umfallen bei zentralen Wahlversprechen wie „Nein-zu-CETA“ und „Ja zu verpflichtenden Volksabstimmungen“ Schule macht. Christian Kern hat die Rechnung dafür schon bezahlt, dass er mal in der Slim-fit-Kanzler-Kluft, mal mit erhobener Faust gegen die da oben daherkam. Im Fall der neuen blauen Hausherren im Regierungsviertel helfen auch faule Ausreden nichts wie: Hofer sei (leider) nicht Bundespräsident und konnte so nicht Nein sagen. Der Burgenländer ist nun Bundesminister – und kann durch sein Veto jederzeit ein Gesetzesvorhaben im Ministerrat blockieren. Hofer will jetzt offenbar vor allem eines: Minister bleiben. Kraftmeiern war gestern, jetzt ist Sesselkleben angesagt. josef.votzi

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