Prinzipiell war der Aufstieg vom Schüler, der Dachböden ausbauen ließ, zum internationalen Investor bewundernswert. Hinter Benkos Geschäften und hinter seinen Visionen standen reale Werte. Natürlich war der Signa-Konzern Profiteur einer überlangen Niedrigzinsphase, in der Veranlagung in „Betongold“ gesucht wurde. Das Geld lief dem Investor quasi nach. Ganze Stockwerke von Hochhäusern wurden von internationalen Pensionsfonds gekauft und oft genug leer stehen gelassen. Seltsamerweise sahen all die klugen Wirtschaftsexperten, Berater und Investoren nicht die Immo-Blase, die sich da bildete. Doch es war klar, dass sich die Zinslage irgendwann einmal wieder normalisieren würde. Auch dass das Handelsgeschäft an der Online-Shoppinglust leidet und Büroflächen dank Homeoffice weniger nachgefragt sind, war schon lange sichtbar. Unerwartet hingegen war die Energiepreisexplosion infolge des Ukraine-Krieges. Dadurch stiegen die Baupreise stark – auch aufgrund einer überhitzten Auftragslage. Deshalb stehen mittlerweile auch andere Immo-Firmen mit dem Rücken zur Wand.
Und dann wurde bei der Signa auch noch mit Gewinnen operiert, die es nur auf dem Papier gab: als Höherbewertung des Immobilienbesitzes in der Bilanz. Wo blieben die Aufsichtsgremien, wo die Behörden, wo die Eigentümer? Alles zusammen brachte das Firmenkonglomerat des Zampanos zum Einsturz. Am Freitag wurde Sanierer Erhard Grossnigg geholt. Aber er ist so eng mit den bisherigen Investoren verbunden, dass das noch nicht nach Neuaufbruch aussieht. Man darf außerdem erwarten, dass Benko nun auch einen Teil seines in einer Stiftung gebunkerten Privatgeldes zur Rettung des Konzerns einsetzt.
Und die Politik? Was wir bisher wissen, ist noch kein Skandal: Benko wäre in der Pandemie theoretisch ein Zigfaches der erhaltenen Summe als Umsatzersatz zugestanden. Dass die Spitzenpolitik mit Unternehmern Kontakt hat, ist normal. Und dass Ex-Politiker mit ihrem Know-how und ihren Kontakten Geld verdienen, ist international üblich. Finden kann man etliche Fehlleistungen innerhalb einer angeblichen Wirtschaftselite. Das zu untersuchen, lohnt allemal.
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