Gewagte Prognosen

THAILAND-HEALTH-VIRUS
WIFO und IHS liefern optimistische Prognosen. Solange die Industrie hält, sind sie trotz Omikron nicht unrealistisch
Wolfgang Unterhuber

Wolfgang Unterhuber

Die österreichische Wirtschaft ist heuer über das gesamte Jahr kräftig gewachsen. Laut den Wirtschaftsforschungsinstituten WIFO und IHS über vier Prozent. Wobei man natürlich nicht vergessen darf, woher wir kommen. Im Vorjahr krachte Österreich ja fast um sieben Prozent nach unten. Das Wachstum heuer ist also ein Nachholeffekt.

Die prognostizierten vier bis fünf Prozent Plus für das kommende Jahr sind dennoch eine Überraschung. Ein Wachstum von 5,2 Prozent (WIFO) wäre so hoch wie seit 1979 nicht mehr. Haben sich die Wirtschaftsforscher also verrechnet?

Blicken wir nach Deutschland. Dort fahren die Wirtschaftsforscher die Prognosen gerade runter. Wegen Omikron. Heuer und 2022 werde die deutsche Wirtschaft deshalb „nur“ noch um 3,7 Prozent wachsen (statt ursprünglich vorhergesagter vier bis fünf Prozent). 3,7 Prozent Wachstum ist besser als nichts. Aber Omikron, Lieferketten- und Rohstoffprobleme könnten weitere Korrekturen erfordern.

Im Unterschied zu ihren deutschen Kollegen sind WIFO und IHS noch in der Wohlfühlschleife. Sie zeichnen ein Bild ohne Lockdowns. Dabei sagen Experten für Anfang Jänner 16.000 Neuinfektionen voraus. Täglich. Nun gut. Auch das ist kritisch zu hinterfragen.

Ein Punkt ist aber wichtig. So ist hierzulande die Meinung weit verbreitet, dass Österreichs Wirtschaft mit Haut und Haar vom Tourismus und den Wirtshäusern abhängig sei. Bei allem Respekt gegenüber diesen Branchen: Das ist falsch. Österreichs Wirtschaft lebt wesentlich von der Industrie und dem Export. Die Industrie litt zwar unter den weltweiten Schließungen im Frühjahr 2020, seitdem hat sie sich aber vom Infektionsgeschehen weitgehend entkoppelt. Sie ist also relativ krisenresistent. In Österreich und weltweit. Das wird bei aller Lockdown- und Corona-Hysterie immer vergessen.

Die Industrie ist die harte Währung einer Volkswirtschaft, weil sie eine enorme Wertschöpfung erzeugt. Wie gut Österreichs Industrie läuft, zeigt sich in der Exportentwicklung. So stiegen die Ausfuhren laut WIFO heuer real um 10,2 Prozent. Damit wurde der Einbruch im Vorjahr (minus 10,8 Prozent) egalisiert. Auch im kommenden Jahr sollen die Ausfuhren um 8,5 Prozent steigen. Das wäre sensationell und wichtig für das Wachstum insgesamt.

Fazit: WIFO und IHS sind sehr optimistisch. Mit Sicherheit wird man deshalb im Laufe des nächsten Jahres eine Korrektur vornehmen müssen. Aber solange die Industrie hält, hält die gesamte Volkswirtschaft. Das ist existenziell. Denn als es wegen der Corona-Hilfen ans Schuldenmachen ging, hieß es, dass man dann ja bald wieder aus der Krise herauswachsen werde. Das sollte genau jetzt passieren, um die Schulden abzubauen.

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