Diese Leute als Egoisten zu brandmarken, greift zu kurz: Es ist jedes Menschen Recht, sich zu informieren, ob diese oder jene Behandlungsmethode für das eigene Wohl abträglich ist. Dennoch müssen wir uns als Gesellschaft eingestehen, dass wir mit dem Informationsangebot überfordert sind. Die Lügen, die auf Social Media kursieren und die Menschen glauben machen, sie würden durch Impfungen unfruchtbar oder ihr Erbgut werde verändert, richten realen volkswirtschaftlichen und gesundheitlichen Schaden an.
Zombie-Infos
Überhaupt: „Langzeitfolgen“, „Zwangs ...“, „Verfassung“. Große Worte, deren Bedeutung nur wenige verstehen. Aber alle reden mit. Wer will sie kritisieren? Digitale Desinformation ist ein allzu menschliches Problem, von Computern geschaffen. Wir sind nicht dafür gemacht, emotional zwischen zwei Informationen zu unterscheiden: Eine ist geprüft und entspricht dem aktuellen Stand einer hoch spezialisierten Wissenschaft, die andere ist einseitig zusammengezimmert und verleitet zu wohligem Grusel. Wer nur Zombie-Infos in die Timeline gespült bekommt, glaubt eben an Zombies. Der Algorithmus reiht ihn schließlich nach oben, weil der besser „klickt“. Übrig bleiben: Angst, Skepsis, Wut.
Die US-Regierung verweist mittlerweile zu Recht auf die gesundheitlichen Risiken von Social Media: Der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung erklärte die kursierenden Falschinformationen offiziell zu einem Gesundheitsrisiko. Die Regierung Biden droht nun, die Internetmultis zur Verantwortung zu ziehen. Und baut auf eigene Influencer, um die Leute zum Impfen zu bewegen. Das sind echte Problemlagen, keine Gags: Corona ist immer noch tödlich, ist noch ansteckender und mutiert weiter. Die WHO rief die reichen Länder dieser Tage auf, auf Auffrischungsimpfungen zu verzichten, bis zehn Prozent der Menschen in allen Ländern der Erde ein Vakzin haben. Was für ein Bild: Menschen südlich der Sahara träumen von Impfungen. In unseren Breiten kriegt man eine Bratwurst dazu. Und geht nicht hin. Wir haben nämlich etwas auf Facebook gelesen.
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