Geleitschutz für Frauen?

Wiens Polizeipräsident warnt Frauen davor, nachts allein auf die Straße zu gehen. Müssen wir uns Sorgen machen?
Ricardo Peyerl

Ricardo Peyerl

Eine Bankrotterklärung der Polizei

von Ricardo Peyerl

über Reaktionen auf sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich für ihre Verhaltensempfehlung, Frauen sollten in der Öffentlichkeit eine Armlänge Distanz zu Männern halten, bereits entschuldigt. Da setzt der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl in einem Krone-Interview noch eines drauf: Frauen sollten nachts generell nur in (gemeint wohl: männlicher) Begleitung unterwegs sein.

Das stößt in mehrfacher Hinsicht sauer auf: Es ist zunächst eine Bankrotterklärung der Exekutive, die offenbar keinen Schutz mehr gewährleisten kann. Ist der FPÖ-Wahlkampfschlager aus den 1990-er Jahren („ Wien darf nicht Chicago werden!“) Realität geworden?

Und: Solche Sager bewegen sich in einem gefährlichen Fahrwasser (Pürstl ist passionierter Skipper). Von Männern attackierten Frauen wurde in gewissen Kreisen immer schon gern nachgesagt, sie hätten den Übergriff selbst provoziert. Durch freizügige Kleidung, lockere Bemerkungen oder eben einfach dadurch, dass sie zu später Stunde allein in der Stadt unterwegs gewesen seien.

Von Bürgermeistern und Polizeipräsidenten erwarten wir andere Analysen und Rezepte, wie Übergriffen zu begegnen ist. Und kein Bedienen alter Muster von den schwachen Frauen, die von ihren starken Männern versteckt bzw. bewacht werden müssen.

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