Gebt der Schule Autorität zurück

Welche Schlüsse man aus dem Drama in der HTL Ottakring ziehen muss.
Martina Salomon

Martina Salomon

Ein Video wirft ein grelles Schlaglicht auf die Schulrealität – so, wie sie hoffentlich nur selten stattfindet. Da wird ein Lehrer von jungen Halbstarken brutal bedrängt und wehrt sich mit einer Spuckattacke. Der Bildungsminister hat nun einen Plan zur Bekämpfung von Gewalt und Mobbing präsentiert. Darin findet sich Vernünftiges, von Teambuilding-Maßnahmen am Beginn des Schuljahres über „Time-out“-Gruppen bis zu einer besseren Pädagogenausbildung. Am Drama in der HTL Ottakring offenbart sich ein Systemversagen. Natürlich war es notwendig, die alte Rohrstaberlmentalität aus der Schule zu vertreiben, aber man hat dem Lehrpersonal zu viel Autorität geraubt. Es wird nicht gut genug auf Konfliktsituationen vorbereitet. Und, noch schlimmer, oft landen Ungeeignete in diesem Beruf. Leider gibt es keine ernsthaften Auswahlmechanismen – weder zu Studienbeginn, noch später, wenn sich im Klassenzimmer die bittere Wahrheit zeigt.

„Gemma AMS“

„Problembären“ gibt es aber auch unter Eltern: Die einen sind völlig teilnahmslos, die anderen drohen bei einer schlechten Note gleich mit dem Anwalt. Und manche Väter aus rückständigen Macho-Kulturen verweigern überhaupt Gespräche mit Lehrerinnen. Der Job kann viele wunderbare Erfolgserlebnisse bieten und ist gesellschaftlich essenziell. Aber er ist nur etwas für stabile, positive Persönlichkeiten. Denn der Schulalltag ist herausfordernd, vor allem in Ballungsräumen und da wiederum in den Pflichtschulen.

Noch nie gab es so viele Schüler mit mangelhaften Sprachkenntnissen und dazu viele, die nicht einmal minimale Umgangsformen beherrschen. In sogenannten Brennpunktschulen ist daher an einen normalen Unterricht oft nicht zu denken. Dass mit Schul- bzw. Lernverweigerung spätere Berufschancen verbaut werden, kümmert die schlimmste Problem-Klientel nicht. Ihre Zukunft ist das Arbeitsmarktservice, wie sie es häufig auch bei ihren Eltern erleben. Andere träumen sogar davon, Ärztin oder Anwalt zu werden, aber offenbar sagt ihnen keiner, dass das mit ihrem Können und Fleiß einfach nicht zusammenpasst.

„Die Schule ist oft Ventil für alle Probleme, für die es sonst keinen Raum gibt“, sagt ein Mitglied unseres KURIER-Bildungsbeirates und er hat recht. Eine Kollegin von ihm fordert eine schnelle Eingreiftruppe, bestehend aus Direktor, Vertrauenslehrer des Opfers, Schulpsychologen und einem Sozialarbeiter (natürlich genderneutral formuliert – viele im Bildungsbereich tun ja, als wäre DAS das Hauptproblem).

Aber letztlich muss der Schule auch wieder ein Mindestmaß an Autorität und Respekt zuerkannt werden. Lehrer, die fördern und fordern, sollten auch Konsequenzen setzen dürfen und dabei nicht immer gleich von Bürokratie erstickt werden. Sie brauchen Unterstützung von starken Schulmanagern sowie von der Schulbehörde. Sonst können weder Konflikte vernünftig gelöst, noch Unterrichtsziele erreicht werden.

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