Zum Schulstart läuten die Alarmglocken
Ab kommender Woche schrillen nicht nur die Schulglocken, sondern auch die Alarmglocken. Denn immer mehr Schüler können dem Unterricht schon allein wegen gravierender Sprachprobleme nicht mehr folgen. Und weil die Lehrer mittlerweile einen Großteil der Zeit mit der Sprachvermittlung beschäftigt sind, ist es schon fast zur Nebensache geworden, dass der vorgesehene Lehrplan völlig verstaubt ist.
Es sind Reformen notwendig, die sich schon deutlich länger als ein paar Wochen aufgestaut haben. Es gibt allerhand zu tun.
Zuallererst muss man durch verpflichtende Deutschkurse für alle, die der Sprache nicht ausreichend mächtig sind, sicherstellen, dass zumindest kein Schüler aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse zurückfällt und Lehrer damit wieder ihrem eigentlichen Job nachgehen können. Dabei reicht es nicht, die sprachlichen Kompetenzen beim Schulstart zu prüfen; schon ab der siebten Eltern-Kind-Pass-Untersuchung müssten diese laufend erfasst werden.
Gezieltere Verteilung
Doch nicht nur bei der Sprache braucht es regelmäßige Überprüfungen. Nur ein kontinuierliches Tracking der Schüler, aber auch der Lehrer bis hin zu den Direktionen, kann aufzeigen, welche Schulen die größten Probleme haben. Die finanziellen Ressourcen könnten dann gezielter verteilt und pädagogisches Unterstützungspersonal effizienter eingesetzt werden. Vergleicht man die Aufzeichnungen über einen längeren Zeithorizont, könnte man Lehrer, die – zumindest in ihrer Schule – keine Lehrerfolge erzielen, einer anderen Einrichtung zuweisen, gezielt weiterbilden oder, wenn nötig, auch entlassen. Klingt hart, aber durch ein solches, volltransparentes Beurteilungssystem müssten womöglich ganze Schulen hinterfragt werden.
Wenn die Sprachprobleme außerhalb des eigentlichen Lehrplans angegangen und ein funktionierendes System mit geeigneten Lehrern aufgebaut ist, sollte man den Lehrplan – und dementsprechend auch die Aus- und Weiterbildung des Personals – von Grund auf neu aufsetzen. Digitalen und finanziellen Kompetenzen muss schon ab der Volksschule ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Für Wirtschaftspolitik braucht es kein eigenes Fach, aber eine verknüpfte Einbindung in den Unterricht. Ein Englisch-Listening über die Handelsbeziehungen zu den USA oder eine Wechselkursrechnung in Mathe bringen den Schülern mehr als die ideologische Ertüchtigung über Hayek und Keynes, das heute in den Schulbüchern steht.
Natürlich muss man dann am Ball bleiben. Die Inhalte und die Ausbildung müssen laufend an die Entwicklungen angepasst werden. Nur wenn das Bildungssystem niemals Ferien macht, kann man Schülern die besten Ausbildungschancen garantieren.
Carmen Treml ist Ökonomin beim wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria
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