Das neue Schuljahr als kleiner Anfang

Das neue Schuljahr  als kleiner Anfang
Schulen brauchen mehr Geld – oder Hilfe von außen. Ein Gastkommentar von Karl Aiginger.

Das Schuljahr beginnt, zuerst im Osten dann auch im Westen. Und wir hören, dass es zu wenig Lehrerinnen und Lehrer gibt, zu wenig Psychologen, zu viele Kinder in den Klassen, und ein Drittel kann nicht ausreichend Deutsch, wenn es die Schule beginnt, ein Viertel kann nicht sinnerfassend lesen, wenn das zehnte Lebensjahr vollendet ist.

Das Bildungssystem braucht mehr Geld, ebenso die Polizei, das Gesundheitssystem. Ganztägige Kinderbetreuung wird auch verlangt. Andererseits wird die Regierung gemahnt, die hohen Schulden zu reduzieren; von der EU vorsichtig, vom Fiskalrat deutlicher. Die Migration zu stoppen, geht auch nicht wirklich, das würde zwar die Anzahl der Kinder mit geringen Deutschkenntnissen verringern, aber dafür Engpässe in der Betreuung älterer Personen verschärfen, Hilfskräfte in Spitälern würden fehlen, auch Arbeitskräfte im Tourismus und in der Gastronomie. Und ehrlich gesagt, die Zuwanderung ist eine Stärke Österreichs, wenn wir das auch nicht laut sagen dürfen.

Was können wir machen? Jede und jeder müsste schauen, was sie oder er tun kann, viele sind bereits in Pension, würden sich aber freuen, ein wenig mitarbeiten zu können in den Schulen, in den Kindergärten, auf den Spielplätzen. Ihre Lebenserfahrung einbringen.

Das neue Schuljahr  als kleiner Anfang

Karl Aiginger

Das Soziale Jahr könnte besser genutzt werden, um zu lernen, wie man Konflikte früh erkennt und an ihrer Lösung ein wenig mithilft, Nachhilfestunden müssen dann nicht unbedingt bezahlt werden, ein Familienanschluss wäre die Belohnung.

Besonders wichtig wäre es, Migranten von gestern in den Schulalltag einzubeziehen, sie können beide Sprachen, die ihres Herkunftslandes und Deutsch.

Ein anderer Weg wäre, Bücherkisten mit Büchern aus der eigenen Kindheit, über Seeräuber, Harry Potter etc., die zu Hause sinnlos herumliegen, mitzubringen. Kinder können dann darin lesen oder sie auch mitnehmen. Die ehemaligen Besitzer, können ihre alten Kinderbücher wieder jemandem vorlesen, vielleicht auch nur den Anfang.

Nicht alles kostet Geld, manches macht Freude und baut Verbindungen auf. Die Jugendlichen sind dankbar, wenn das (auch) außerhalb der Schule geschieht. Wir alle sind dann Lehrende, und die Kinder sind Lernende ohne Zwang und ohne Geld. Der Beruf der Lehrenden wird einfacher, Konflikte in Schulnähe verringern sich.

Wenn wir zuhören, erkennen wir auch zukünftige Konflikte und ihre Ursachen. Die Schulen brauchen weniger Bürokratie. Und mehr Hilfe, die Schülerinnen und Schüler auch. Die Gesellschaft kann gewinnen, jede Integration fördert die Vielfalt.

Nützen wir das neue Schuljahr für einen kleinen Anfang.

Karl Aiginger ist Wirtschaftsforscher an der WU Wien, früherer WIFO-Chef, leitet die Europaplattform Wien Brüssel

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