Plastikberge durch Temu und Shein: Aufwachen, Österreich!

Plastikberge durch Temu und Shein: Aufwachen, Österreich!
Umweltvorgaben müssen auch für Onlineriesen wie Temu und Shein gelten. Ein Weckruf an die österreichische Politik von Christian Abl.

356 Millionen Euro: Auf diese Zahl schätzt die Schweizer Unternehmensberatung Carpathia den Umsatz des chinesischen Onlineshops Temu in der Schweiz. Viel weniger wird es in Österreich nicht sein, wenn schon Temu-Konkurrent Shein 2023 über 100 Millionen Euro mit seinen Lieferungen hierher umgesetzt hat. Die Folge davon: eine Flut an Produkten und Verpackungsbergen, die sich über den österreichischen Markt ergießt. Während Apple täglich 1.000 Tonnen Waren aus China ausfliegt, sind es bei Temu und Shein 4.000 bis 5.000 Tonnen pro Tag.

Durch das Ausnutzen von Steuer-, Zoll- und Produktschlupflöchern können Temu und Shein dabei die Preise der Konkurrenz um bis zu 24 Prozent unterbieten. Während sich einheimische Unternehmen an strenge Regeln und das Prinzip der Herstellerverantwortung halten, lässt die EU die asiatischen Billiganbieter bisher unbehelligt.

Plastikberge durch Temu und Shein: Aufwachen, Österreich!

Das Prinzip der Herstellerverantwortung sorgt zum Beispiel dafür, dass Unternehmen, die Verpackungen in Umlauf bringen, auch für deren Entsorgung und Recycling aufkommen. Es darf nicht sein, dass sich ausländische Onlineshops diesen Vorgaben entziehen und sich so beträchtliche Summen sparen.

Andere Länder haben diese Herausforderungen besser gemeistert. Frankreich beispielsweise sendet mit seinen Bußgeldern für Gesetzesverstöße im Umfeld der erweiterten Herstellerverantwortung ein klares Signal an die Industrie. Die Strafen sind hoch genug, um sicherzustellen, dass die Unternehmen die Bußgelder nicht einfach als Teil ihrer Betriebskosten verbuchen. Österreichs Bußgelder von wenigen hundert Euro muten in Anbetracht der Millionenumsätze dagegen zahnlos an.

Frankreich geht sogar noch einen Schritt weiter und verhängt Verkaufsverbote gegen diejenigen, die sich nicht an die Regeln halten. In einer Welt, in der Online-Unternehmen mit Lichtgeschwindigkeit agieren, wirkt die österreichische Verwaltung wie aus der Zeit gefallen. Sie klammert sich an Bewertungs- und Prüfungsverfahren, die ihre Wurzeln im letzten Jahrhundert haben. Unternehmer stöhnen unter dem Gewicht eines antiquierten Registrierungsprozesses – oft handschriftlich, notariell beglaubigt und wochenlang, was unverständlich und übermäßig kompliziert erscheint.

Umweltprobleme

Durch diese unregulierte Expansion von Onlineriesen wie Temu und Shein entstehen massive Umweltprobleme – denn die in Verkehr gebrachten Verpackungsmengen überfordern das österreichische Abfall- und Recyclingsystem, wenn auf der anderen Seite nicht die entsprechenden Entgelte zur Finanzierung gezahlt werden.

Während Österreich tatenlos zusieht, vergrößert Temu das eigene Geschäft munter weiter. Nachdem sie ihre Plattform im März für US-amerikanische Händler geöffnet haben, werden bald auch europäische Anbieter auf Temu verkaufen können. Dass das überwältigende Produktangebot von der österreichischen Bevölkerung angenommen wird, kann niemandem ernsthaft zum Vorwurf gemacht werden. Der Ball liegt aus unserer Sicht im Feld der Politik, die nun endlich aktiv werden muss.

 

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