Olympia-Medaillen sind nicht alles: Sport und Bewegung für längere Gesundheit

Olympia in Paris: Nicht bloß zuschauen, auch mitmachen
Eine erfolgreiche Sportnation erkennt man nicht an der Anzahl von Olympia-Medaillen. Ein Gastkommentar von Peter McDonald.

Mit den Olympischen Spielen erleben nun 81 österreichische Spitzensportlerinnen und Spitzensportler das größte sportliche Event ihrer Karriere, auf das sie sich vier Jahre zumeist unter nicht optimalen Rahmenbedingungen vorbereitet haben. Auch wir werden mit ihnen mitfiebern. Schließlich wurde der Grundstein ihrer Karrieren in Vereinen mit ehrenamtlichen Strukturen (bei einem Viertel in Sportunion-Vereinen) gelegt.

Den Erfolg einer Nation, was die Sportpolitik betrifft, bemisst man jedoch nicht in Olympia-Medaillen, sondern an der Anzahl von Kindern und Jugendlichen in Bewegung und daran, wie viele Menschen Sport machen. Die Situation ist allerdings alarmierend: Zwei von drei Österreicherinnen und Österreichern bewegen sich nicht ausreichend. Und trotz steigender Lebenserwartung stagnieren die Lebensjahre, die wir in Gesundheit verbringen – Österreich ist mittlerweile sogar im letzten Drittel Europas angekommen: Eine Österreicherin bzw. ein Österreicher hat 57 gesunde Jahre zur Verfügung, während es Schwedinnen und Schweden auf durchschnittlich 71 bringen. Das ist nicht nur volkswirtschaftlich verheerend, sondern trifft viele von uns sehr persönlich in ihrer Lebensqualität.

Olympia-Medaillen sind nicht alles: Sport und Bewegung für längere Gesundheit

Peter McDonald: Der Text basiert auf einem offenen Brief des Autors

Es ist ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass Sport die beste Präventivmaßnahme für längere Gesundheit ist. Regelmäßige Bewegung reduziert die Notwendigkeit von direkten Behandlungen, Krankenständen sowie krankheitsbedingten Pensionierungen. Während die Gesundheitspolitiker Prävention zwar in Sonntagsreden gerne thematisieren, jedoch häufig konkrete Maßnahmen schuldig blieben, muss das Thema Sport und Bewegung von einer künftigen Bundesregierung als Schlüsselthema erkannt und so auch behandelt werden. Bundeskanzler und Vizekanzler müssen das Thema auf Chef-Ebene erarbeiten und ein Ministerium für Gesundheit und Sport einrichten. Denn auch die Überlastung des Gesundheitswesens liegt daran, dass Gesundheitsvorsorge und Bewegung zu wenig in unseren Köpfen verankert sind. Dem Thema muss die notwendige Bedeutung und finanzielle Ausstattung eingeräumt werden.

Ein nationaler Aktionsplan sollte dazu führen, mehr Menschen in Sport und Bewegung zu bringen, sodass Verhaltensänderungen dies im Alltag zur Selbstverständlichkeit machen. Sports in all policies mit konkreten Maßnahmen aller Ministerien müssen einem nachhaltigen Gesamtplan folgen: Verwaltungsvereinfachungen für Ehrenamtliche aus dem Finanzministerium, verpflichtende Öffnung von Schulsportstätten durch das Bildungsministerium, Investitionsprogramm für Sportstätten durch das Infrastrukturministerium – denn Sportstätten sparen Krankenbetten –, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wenn die Spitze einer künftigen Bundesregierung die Bedeutung von mehr gesunden Lebensjahren erkennt und sich dessen disruptiv annimmt, dann würden auch unsere Ergebnisse im Spitzensport verbessert werden, da die Basis ja in Wettkämpfen im Kindesalter in Sportvereinen geschaffen werden. Und wir könnten wohl bei künftigen Spielen über noch mehr olympische Erfolge jubeln.

Peter McDonald ist Präsident der Sportunion. Der Text basiert auf einem offenen Brief des Autors

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