Lungenkrebs-Vorsorge: So normal wie ein Sicherheitsgurt

Woman receiving Radiation Therapy Treatments for Cancer
Warum Österreich ein Lungenkrebs-Screening braucht. Ein Gastkommentar von Arschang Valipour.

Lungenkrebs ist die häufigste zum Tod führende Krebserkrankung in unserem Land, vor allem bei aktiven oder ehemaligen Rauchern und Passivrauchern. Der effektivste Ansatz zur Verhinderung dieser und anderer raucherassoziierter Krankheiten wäre daher der Verzicht auf Zigaretten. Man kann nicht oft genug daran erinnern – aber rund um den Weltnichtrauchertag am 31. Mai ist immer eine gute Gelegenheit dazu.

Mehr als 4.800 Menschen pro Jahr erkranken in Österreich an Lungenkrebs – oft erst erkannt, wenn es (fast) zu spät ist. Rund 3.800 sterben binnen fünf Jahren nach Diagnose – eine erschreckende Zahl, die hauptsächlich auf die (zu) späte Entdeckung der Krankheit zurückzuführen ist. Die aktuellen Langzeitüberlebensraten von 20 Prozent sind inakzeptabel.

Lungenkrebs-Vorsorge: So normal wie ein Sicherheitsgurt

Arschang Valipour

Ein nationales Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm mittels Niedrigdosis-Computertomographie könnte die Situation grundlegend verbessern. Die Vorteile einer Früherkennung sind vielfältig: Nicht nur könnte bei Hunderten Betroffenen die Krebserkrankung in einem noch heilbaren Stadium entdeckt werden, auch andere schwere Lungenkrankheiten wie COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Lungenfibrose, aber auch Herzkreislauferkrankungen könnten potenziell früher erkannt und effektiver behandelt werden.

Die Umsetzung eines solchen Programms ist machbar und wird bereits in anderen europäischen Ländern erfolgreich praktiziert, gestützt durch klare Empfehlungen der Europäischen Union. Die Kosten der Vorsorgeuntersuchung und frühen Behandlung sind deutlich geringer als die der Behandlung fortgeschrittener Erkrankungen. Doch wir dürfen auch das menschliche Leid und sozioökonomische Belastungen, die durch späte Diagnosen entstehen, nicht außer Acht lassen.

Der erste Schritt zu einem nationalen Programm ist der Ausbau entsprechender Strukturen: von flächendeckenden, systematischen, gut koordinierten und qualitätsgesicherten Prozessen, um Risikogruppen zu identifizieren und zu erreichen, über standardisierte Folgeuntersuchungen und bis hin zu spezialisierten, zertifizierten Zentren für kurative Therapie.

Als Leiter des Karl Landsteiner Instituts für Lungenforschung und pneumologische Onkologie bin ich überzeugt von der Dringlichkeit und der Machbarkeit dieses Vorhabens. Das Screening auf Mamma-, Prostata- oder auch Kolonkarzinom ist mittlerweile etabliert. Ich appelliere an alle Gesundheitsakteure, sich für ein nationales Lungenkrebs-Früherkennungsprogramms einzusetzen. Sich der Lungengesundheit zu widmen, sollte für Risikopatienten so normal werden wie das Anlegen des Sicherheitsgurtes. Es lohnt sich, dafür einzustehen.

Arschang Valipour ist Leiter des Karl-Landsteiner-Instituts für Lungenforschung und Pneumologische Onkologie in der Klinik Wien Floridsdorf

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