Klimawandel auf der Speisekarte

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Tierhaltung ist ein völlig unterschätzter Faktor der Klimakrise. Ein Gastkommentar von Eva Rosenberg.

Extreme Hitze, Dürren, Waldbrände, Flutkatastrophen – die Natur hat uns diesen Sommer erbarmungslos die Zähne gezeigt. Rhodos wurde von fürchterlichen Waldbränden heimgesucht. In Kanada wurde eine Waldfläche in der Größe von Österreich vernichtet. Zuletzt wurden bei den Bränden auf Hawaii mehr als hundert Tote gezählt. Die Temperaturen sind für Menschen wie Tiere eine Qual. Es wird immer deutlicher, dass wir rasch und nachhaltig handeln müssen, wenn wir die Bevölkerung, das Klima und die lebenswichtigen Ökosysteme schützen bzw. retten wollen.

Unsere Zukunft wird auch von unserer Ernährung abhängen. Die Tierhaltung ist weltweit ein völlig unterschätzter Faktor der Klimakrise; etwa 16,5 Prozent der Treibhausgase gehen auf ihr Konto. Um gegenzusteuern, muss der Konsum von Fleisch und Milchprodukten reduziert werden. Das würde auch das Leiden der fast 60 Milliarden Nutztiere verringern, die in Tierfabriken oder beim Transport in LKWs und Schiffen gequält werden.

Vier Pfoten hat den Fleischkonsum in verschiedenen Ländern mit dem der „Planetary Health Diet“ verglichen; dabei handelt es sich um eine Empfehlung der sogenannten EAT-Lancet-Kommission, der 37 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus unterschiedlichen Disziplinen und 16 Ländern angehören. Das Fazit: In Europa etwa müsste der Konsum von Fleisch um 70 Prozent, in den USA und Australien um mehr als 80 Prozent reduziert werden, um einerseits eine nachhaltige Entwicklung unserer Umwelt zu gewährleisten und andererseits Fehl-, Mangel- und Überernährung zu vermeiden.

Die Österreicherinnen und Österreicher essen mit knapp 60 Kilogramm Fleisch zwar etwas weniger als noch vor einigen Jahren, dennoch liegt unser Land leider nach wie vor im europäischen und weltweiten Spitzenfeld. Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Reduktion um zwei Drittel. Ein Senken des Konsums würde die Emissionen des schädlichen Treibhausgases Methan verringern. Methan, das im Zuge der Verdauung von z.B. Rindern entsteht, hat im Vergleich zu Kohlendioxid eine wesentlich geringere Verweildauer in der Atmosphäre. Deshalb kann eine Reduktion das Klima relativ rasch beeinflussen.

Gleichzeitig muss aber auch die intensive Tierhaltung gestoppt werden: Allein die Produktion von Futtermitteln erfordert die Rodung riesiger Waldflächen, die so dringend für die Speicherung von Kohlendioxid und für die Biodiversität nötig sind. Während die Wissenschaft die notwendige Ernährungswende längst einfordert, tun Politik und Lebensmittelindustrie viel zu wenig dafür. Das kann nicht anders als grob fahrlässig bezeichnet werden. Wenn wir eine lebenswerte Zukunft wollen, müssen wir auch bei unserer Ernährung ansetzen. Nur so können wir der Klimakrise Einhalt gebieten – und gleichzeitig Milliarden Tiere aus ihrem Elend befreien.

Eva Rosenberg ist Direktorin von Vier Pfoten Österreich

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