Keine Macht für solche Männer

Keine Macht für solche Männer
Es gibt noch Politiker, die über Gewalt an Frauen fantasieren. Ein Gastkommentar von Susanne Raab.

Unter dem „ius primae noctis“ verstand man das angebliche Recht des Feudalherren, jede Frau direkt nach der Eheschließung zu vergewaltigen, um sie noch vor ihrem Ehemann zu entjungfern – wie grausam dargestellt im Hollywoodfilm „Braveheart“.

Nun kommt ein österreichischer SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister im Jahr 2023 anlässlich einer Fernsehausstrahlung dieses Films auf die Idee, dass er so ein Recht gerne auch in Österreich hätte – und teilt das auf Social Media.

Lustig?

Alles nur ein Spaß, behauptet der Mann, aber was will er uns damit sagen? Dass es lustig wäre, wenn Bürgermeister das Recht hätten, Frauen zu vergewaltigen? Dass es lustig sei, wenn Mädchen zum Sex gezwungen werden? Mir fällt keine entlastende Schlussfolgerung ein. Vielmehr gewährt es tiefe Einblicke in Charakter, Frauenbild, Machtverständnis.

Vermutlich hat er sich für seine öffentliche Aussage ein paar Schenkelklopfer erwartet. War wohl nicht das erste Mal, dass man diese Art von „Schmäh“ miteinander teilt und sich gegenseitig applaudiert. Es gibt sie einfach noch immer – selbst in hohen politischen Ämtern. Die Männer, die über Gewalt an Frauen fantasieren, die glauben, dass Frauen „es eigentlich eh wollen“, die Männer, die meinen, ihnen komme per Naturgesetz das Recht zu, Macht über Frauen auszuüben.

Verharmlosung

Wie tief muss diese Überzeugung sitzen, wenn man sie auch noch öffentlich teilt? Vielmehr beginnt genau in diesem Denken der Gewaltkreislauf. Vergewaltigung, körperliche und psychische Gewalt wird verharmlost und verspottet. Wenn man nicht mitmacht, ist man witzlos.

Was ist nun die Konsequenz für den Herrn Bürgermeister? Eine Rüge aus seiner Partei und eine halbherzige Entschuldigung.

Ernsthaft? Für eine Partei, die beim politischen Mitbewerber nie zögerlich mit Rücktrittsaufforderungen ist, reicht das auf einmal?

Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Ich erinnere an Efgani Dönmez’ Tweet: "Schau dir mal ihre Knie an", schrieb er über eine Berliner SPD-Staatssekretärin und wie sie zu ihrem Amt gekommen sei. Es folgten Aufforderungen zum Rücktritt und das demonstrative Verlassen des Nationalrats durch alle SPÖ-Abgeordneten. Die ÖVP schloss ihn damals aus dem Parlamentsklub aus.

Keine Nachsicht

Nicht immer formuliert man das Gesagte astrein, nicht immer fehlerfrei. Ich bin aber davon überzeugt, dass das Scherzen über die Vergewaltigung von Frauen nicht der richtige Moment ist, um mit Nachsicht zu beginnen.

Derartiges rutscht einem nicht einfach raus, sondern ist nur der sichtbare Gipfel eines zutiefst verstörenden Frauenbildes. Wer so denkt, darf keine politische Macht besitzen und muss zurücktreten.

Susanne Raab (ÖVP) ist Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien

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