Es muss einmal gesagt werden ...
„Medizinstudium: Heuer 86 Prozent der Plätze in Wien an Österreicher aufgrund guter Testergebnisse.“ So las man es vor Kurzem im KURIER.
Ungeachtet aller und sicher möglichst rasch zu lösender Probleme im Gesundheitsbereich ist dies eine sehr erfreuliche Nachricht. Denn eigentlich wird nach der Vereinbarung mit der EU den österreichischen Bewerbern (w/m/*) um unsere Medizinstudienplätze ein Mindestkontingent von 75 Prozent zugestanden. 20 Prozent von der EU und 5 Prozent von Drittstaaten kommende Bewerber erhalten die restlichen Plätze, wenn sie den Test besser als die heimischen bestehen.
Aber dies ist bemerkenswerterweise nicht der Fall. Die in Österreichs Schulen Ausgebildeten haben ihre ausländischen Konkurrenten um Längen geschlagen. Ein bemerkenswerter Erfolg, der den heimischen Bildungseinrichtungen ein gutes Zeugnis ausstellt.
So schlecht, wie sie oft dargestellt wird, kann die österreichische Bildungspolitik doch nicht sein. Aber sie soll sich nicht vorschnell mit fremden Federn schmücken: In Wahrheit sind es die Leistungen der in den Schulen wirkenden Lehrkräfte, denen dieser Erfolg in allererster Linie zu verdanken ist. Sie gilt es, vor den Vorhang zu rufen und ihnen Lob und Dank zu spenden.
Die Aufgabe der Bildungspolitik muss es sein, die hohe Qualität des österreichischen Unterrichts zu erhalten, ja sogar zu verbessern, Ballast, Ärgernisse, Missstände zu beseitigen, Platz für sinnvolle Neuerungen und richtungweisende Reformen zu schaffen, vor allem: engagierte junge Menschen für den Lehrberuf zu begeistern.
Die angekündigte Neuformung der Lehramtsausbildung wird starke Anreize dafür schaffen. Sie soll nicht nur kürzer werden, ohne dabei an Qualität einzubüßen – ganz im Gegenteil: Die solide fachliche Ausbildung, die Vermittlung des pädagogischen Rüstzeugs und die Bewährung in der Praxis sollen in ihr tragende Säulen von gleichem Umfang sein. Dies wird die Attraktivität des Berufs gewaltig steigern. Insbesondere dann, wenn er in Eigenverantwortung und frei von bürokratischer Überprüfung gestaltet werden kann.
Natürlich hat der Staat hat legitimes Interesse, dass Schule gelingt: Dass in Erziehung und Unterricht die Persönlichkeit jedes der Schule anvertrauten jungen Menschen ernst genommen wird. Dass die Bildung aufgeklärter, leistungswilliger und dem Staate gegenüber loyaler junger Menschen erfolgt.
Dass Wissen und Fertigkeiten, die Lehrpläne auflisten, gelehrt, gelernt, geübt, geprüft werden. Natürlich sind Voraussetzungen für das Gelingen der oben genannten Ziele zu schaffen, ist den Schulen ein stabiles Gerüst zu geben. Aber alles darüber Hinausgehende ist von Übel.
Es gilt die Devise: So wenige Verordnungen wie nötig, so viel Eigenständigkeit wie möglich. Alles Vertrauen ist in kompetente, engagierte, gewissenhafte Lehrerpersönlichkeiten zu setzen.
Rudolf Taschner ist Mathematiker und Bildungssprecher des ÖVP-Parlamentsklubs
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