Ein längst überfälliger Lichtblick für die Bildung

Ein längst überfälliger Lichtblick für die Bildung
Die Ausweitung der Spendenbegünstigung auf den Bildungsbereich könnte die Zivilgesellschaft als Impulsgeber in Position bringen. Ein Gastkommentar von Andreas Ambros-Lechner.

Mit der Ankündigung, dass die Spendenbegünstigung auf den Bildungsbereich ausgeweitet wird, hat die Bundesregierung diese Woche eine längst überfällige Weiche gestellt. Kein Mensch versteht, warum Spenden an Brennpunktschulen oder Bildungs-NGOs im Vergleich zu Spenden an Hochschulen oder Entwicklungshilfe steuerlich nachteilig behandelt werden. Beinahe in allen Industriestaaten gibt es seit Langem dafür einen steuerlichen Anreiz.

Zivilgesellschaftliche Investitionen setzen ergänzend zum staatlichen Bildungstanker wichtige Innovationsimpulse. Wir haben eines der teuersten Bildungssysteme der Welt und erlangen nur durchschnittliche Ergebnisse. Nun besteht die Chance, zusätzliche Mittel zu mobilisieren. Um z. B. gezielt akute Bildungslücken zu schließen oder Neues zu probieren. Jedes erfolgreiche Unternehmen hat ein Budget für Forschung & Entwicklung von mindestens 3 bis 5 Prozent. Im öffentlichen Bildungssystem liegen wir hier im Null-Kommastellenbereich. Laut einer Studie von EcoAustria liegt das Spendenpotenzial für Bildung bei mindestens 35 Mio. Euro pro Jahr.

In der geplanten Reform geht es nicht um Förderung von Eliteschulen – diese sollen mangels Gemeinnützigkeit nicht begünstigt werden – sondern um gemeinnützige Bildungsinitiativen und um unbürokratische Innovationsimpulse. Um insbesondere neue und kleine Vereine zu fördern, ist in der gesetzlichen Ausgestaltung auf die Vereinfachung der Antragstellung (z. B. Wirtschaftsprüfung erst ab 1 Mio. Euro), sowie die Begünstigung bereits nach einem Jahr – anstatt der aktuellen drei – zu achten. Künftig können Schulen zusätzliche Mittel lukrieren und autonom darüber entscheiden. Ein völliges Neuland – mit Chancen und sicherlich viel Informationsbedarf. In Finnland etwa haben Schulleitungen schon lange Budgethoheit und entscheiden selbst, ob sie mehr in Sozialarbeit oder etwa in Supervision für Lehrer investieren. Dieser Mindset-Shift kann ein wichtiger Schritt zu Budgetverantwortung und Gestaltungsfreiheit sein. Bei Bildungsorganisationen kann dies einen Wachstumsboom auslösen. Mit Leuchttürmen, die im kleinen Rahmen erprobt werden, um sie dann im Gesamtsystem auszurollen.

Bildung soll weiterhin ein wichtiges öffentliches Gut bleiben. Dazu braucht es eine substanzielle Bildungsreform mit Umsetzungsfokus, keine Mini-Reformen. Denn der Mittelstand reagiert auf drohenden sozialen Abstieg bereits mit massiven privaten Investitionen in Bildung. Wir haben die Verantwortung, dass Bildungschancen nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängen. Um die gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen des

21. Jahrhunderts in die Bildungswelt zu integrieren, braucht es mehr Anreize für zivilgesellschaftliches Engagement. Einen Staat, der eine starke Zivilgesellschaft fördert und mit ihr ernsthaft zusammenarbeitet.

Andreas Ambros-Lechner ist Generalsekretär der MEGA Bildungsstiftung

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