Echte Technologieoffenheit
Unter dem Schlagwort „Technologieoffenheit“ wird aktuell meist für die Erhaltung des Verbrennermotors durch zukünftigen Betrieb mit E-Fuels geworben. Es gäbe aber noch viel mehr Technologien, die auf Weiterentwicklung warten.
Viele Auto-Antriebstechnologien, leiden an geringen Wirkungsgraden, hohem Gewicht und komplizierter Technik - darunter auch der Benzin-/Dieselmotor, der mehr als 2/3 der eingesetzten Energie gar nicht in Fortbewegung umsetzt, sondern einfach verpuffen lässt. Der Elektromotor hat viele dieser Nachteile nicht, hier liegt die Problematik bekanntlich in der Energiespeicherung. Bei allen Antriebsarten gibt es technische Fortschritte, warum nicht auch bei Antriebstechnologien, die derzeit weniger üblich sind.
Bei meiner technologieoffenen Betrachtung gehe ich auf die ohnehin vieldiskutierten Verbrenner-, Elektro- und Wasserstoffantriebe gehe nicht ein. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, die mit heutigem Know-how rasch weiterentwickelt werden könnten. Zwei Beispiele:
Dampfmaschinen
Für den Betrieb einer Dampfmaschine ist Wärme zur Dampferzeugung nötig. Diese kann dem System von außen zugeführt und damit technologieoffen – also auch klimaneutral – erzeugt werden. Der früher bescheidene Wirkungsgrad konnte in den 1990er-Jahren auf 24 Prozent gesteigert werden und es gibt noch viel Luft nach oben. Die Entwicklung der modernen „SteamCell“ mit Dampf-Einspritztechnologie und extrem emissionsarmer Wärmeerzeugung erfolgte übrigens im Auftrag von VW!
Druckluftmotor
Fahrzeuge mit Druckluftantrieb sind keine Utopie, sondern bereits in Betrieb. Um 1900 gab es eine Druckluftstraßenbahn in Bern, bestimmte Spezialfahrzeuge werden schon lange mit Druckluft betrieben. Eine größere Verbreitung gelang bisher nicht, einige neue Konzepte wurden aber in den letzten 25 Jahren vorgestellt – unter anderem auch ein 3,4 m langes Cabrio (OneFlow-Air, 2009). Druckluftautos können kostengünstig hergestellt werden, wobei bei den Motoren (Temperaturregulierung, Leistungskonstanz etc.), den Druckluftbehältern und bei der emissionsfreien Luftkomprimierung noch Entwicklungsbedarf besteht. Derzeit sind Reichweiten von 50 bis 150 km möglich. Der „Tankvorgang“ bei (seltenen) Druckluftstationen dauert nur wenige Minuten, das elektrische Luftkomprimieren zu Hause dauert mehrere Stunden und verursacht ca. 5 Euro Stromkosten.
„Technologieoffen“ ist, wer sich mit vielfältigen Antrieben und Fahrzeugkonzepten befasst. Derzeit erscheinen mir witterungsfeste E-Leichtfahrzeuge (unter 500 kg + Akku, 1-2 Sitzplätze, ca. 100 km/h) kombiniert mit einfacher Ausleihmöglichkeit für größere Autos bei (seltenem) Bedarf zukunftsfähig. Allerdings lässt sich damit weniger verdienen, was Widerstand der Autolobby befürchten lässt.
Michael Praschl befasst sich wissenschaftlich mit dem Klimawandel und mit sicherer und nachhaltiger Mobilität
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