Die Zukunftsboomer sind da!
"Will you still need me, will you still feed me, when I’m sixty-four?" sang Paul McCartney im Jahr 1967. Fast 60 Jahre später, mit 82 Jahren, tourt er mit “Got Back“ durch die Welt. Die geburtenstärksten Jahrgänge werden heute 60. In Österreich wurden 1963, in Deutschland und Frankreich 1964 die meisten Kinder geboren. Alt fühlen sich heute die wenigsten Babyboomer. Befragungen zufolge beginnt das Alter für die Generation 60plus heute erst mit 80.
Der Zukunftsoptimismus der Älteren ist begründet. 1964 prognostizierten Forscher in einer groß angelegten Studie der US-Denkfabrik RAND bahnbrechende Innovationen für die heutige Zeit. Darunter das Aufhalten des Alters und die Verlängerung der Lebenserwartung um 50 Jahre. 50 Jahre sind es heute nicht geworden, aber immerhin fast 20. Der Club der 100-Jährigen ist heute mit mehr als 500.000 viermal so hoch wie zur Jahrtausendwende. „Longevity“ ist ein Megatrend. Sein Versprechen: Wir können länger und besser leben als wir denken.
In wenigen Jahren wird ein Viertel der europäischen Gesellschaften über 80 sein. Fast alle von uns sterben an einer der vier chronischen Alterskrankheiten: Herz-Kreislauf, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes. Lassen sich die „vier apokalyptischen Reiter des Alterns“ besiegen? Immer mehr Forscher:innen arbeiten und glauben daran. „Prävention und Prädiktion“ ist das Rezept für ein längeres Leben in Gesundheit. Je früher wir uns mit dem Älterwerden befassen, umso besser können wir lange gesund leben. Gesunde, mediterrane Ernährung, Sport, Stressvermeidung, guter Schlaf und soziale Kontakte sind die wirkungsvollsten „Medikamente“.
Die gute Nachricht: Wir haben es weitgehend selbst in der Hand, wie wir altern. 80 Prozent unserer Lebenserwartung sind vom Lebensstil abhängig, nur 20 Prozent von den Genen. Studien zu 100-Jährigen zeigen, was den Unterschied macht: Lebenszufriedenheit, soziale Aktivität und Sinn im Leben.
Das Streben nach einem langen gesunden Leben wird zur neuen Bewegung. Individuell wie regional. Gebiete, in denen Menschen wesentlich älter als der Durchschnitt leben, werden „Blue Zones“ genannt. Bisher sind fünf bekannt: Okinawa (Japan), Ogliastra (Sardinien), Loma Linda (Kalifornien), Ikaria (Griechenland) und die Nicoya-Halbinsel (Costa Rica). Sie sind in gewisser Weise isoliert, als (Halb-)Insel, Gebirge oder Kleinstadt, ihre Bewohner leben überwiegend traditionell (Landwirtschaft, Fischerei), die sozialen Netze sind stark und sie verfügen über moderne Gesundheitsversorgung. Klimatisch befinden sich die Blauen Zonen in subtropischen bis tropischen Gebieten; die Menschen bekommen viel Sonne und damit Vitamin D.
Fünf Blaue Zonen sind angesichts des gewaltigen medizinischen Fortschritts zu wenig. Machen wir Europa zum Kontinent der Zukunftsboomer und Blauen Zonen!
Daniel Dettling ist Zukunftsforscher und leitet das Institut für Zukunftspolitik
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